Bei der Polizei als Frau Karriere zu machen, scheint für die meisten noch unmöglicher zu sein als im konservativen Bankgeschäft. Tatsächlich sind die meisten Führungspositionen mit Männern besetzt. Erstmals seien laut Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sogar die bundesweiten Einstellungsquoten bei Frauen gesunken. Keine besonders guten Aussichten eigentlich. Eine, die dennoch in diesem Männerverein nach oben will, ist Anne Dethloff. Die 23-Jährige ist Polizeimeisterin im mittleren Dienst, stationiert in Osdorf. Allein unter Kerlen ist nichts Ungewöhnliches für sie: "Auf meiner ersten Wache war ich die einzige Kollegin. Klar kommt da auch mal ein blöder Machospruch. Aber der ist dann nicht böse gemeint. Und außerdem muss man da drüber stehen."

Mit 16 habe sie sich für eine Ausbildung bei der Polizei entschieden, weil sie immer schon den Wunsch hatte, zu helfen. Außerdem ist ihr Vater auch Polizist. Vorbilder zu haben - ein wichtiges Thema. Ihre jetzige Vorgesetzte, aber auch eine Gruppenführerin bei der Bereitschaftspolizei hätten ihr auf dem Weg nach oben Mut gemacht. Dass Frauen genauso fest zupacken können wie ihre männlichen Kollegen, daran hat Anne Dethloff keinen Zweifel. "Obwohl einige Chefs wohl lieber Männer bei Demos sehen, wenn's richtig knallt."

Frauen gerade dort einzusetzen, ist jedoch schlau, denn der Einsatz von Polizeibeamtinnen bietet viele Vorteile. So sollen sich Täter gemischten Streifen gegenüber weniger aggressiv verhalten. Nur: Einfühlungsvermögen und Diplomatie, also die für Frauen typischen "Soft Skills", würden laut Gewerkschaft eben nicht entlohnt. Auch Beurteilungen sollen für sie schlechter ausfallen. Eine Beobachtung, die die 23-Jährige aus dem eigenen Berufsalltag nicht kennt, zumindest nicht persönlich. "Aber es kommt schon mal vor, dass ich von Kolleginnen höre, wie unfair sie ihre Beurteilung vom Chef empfinden." Doch eben diese Beurteilung ist für einen Karrieresprung entscheidend und mindestens so wichtig wie das Bestehen des Eignungstests, will man sich für den gehobenen Dienst bewerben. 2011 ist es für Anne Dethloff so weit. Ihr Ziel ist es, bei der Kriminalpolizei in der Mordkommission Ermittlungen zu leiten, vielleicht auch irgendwann in den höheren Dienst zu gelangen. "Verbrecher jagen, das ist schon reizvoll. Aber ebenso toll ist es Menschen zu helfen. Auch, wenn man erst mal nur zuhört."