Unterstützung für die protestierenden Studenten kommt von Konrad Schily, FDP-Bundestagsabgeordneter und Gründungspräsident der Elite-Universität Witten/Herdecke.

"Ich kann die Forderungen der Studenten vollumfänglich nachvollziehen", sagte Schily dem Abendblatt. Er widersprach damit Wissenschaftsministerin Annette Schavan (CDU), die die Kritik der Studierenden im Deutschlandfunk als "zum Teil gestrig" kritisiert hatte. "Ich befürchte, dass jetzt wieder lamentiert wird, wir bräuchten eine Reform der Reform. Aber das wird nicht reichen", so Schily. "Alles, was mit der Umstellung auf das Bachelor/Master-System erreicht werden sollte, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Die Bologna-Reform ist gescheitert. Die Politik hat den Hochschulen ein System aufgezwängt, das nicht funktioniert. Ihnen wurde sogar verboten, weltweit anerkannte Abschlüsse wie den Diplom-Ingenieur weiter zu vergeben."

Für eine Umkehr sei es aber noch nicht zu spät. "Die Konsequenz nach zehn Jahren Bologna muss lauten: Gebt den Hochschulen das Recht zurück, eigenverantwortlich zu entscheiden, wie Studiengänge gestaltet und welche Abschlüsse erworben werden dürfen. Und gebt ihnen endlich genug Geld, um eine angemessene Personalausstattung sicherzustellen." Der europäische Hochschulraum müsse nicht streng einheitlich organisiert sein, so Schily weiter. "Es ist das Schöne an der Bildung, dass sie so vielfältig ist." Die Möglichkeiten für Auslands-Semester hätten sich mit der Reform sogar verschlechtert.