Nach dem Brandbrief an UKE-Chef Professor Jörg F. Debatin, in dem die Ärztlichen Leiter gravierende Mängel im Neuen Klinikum aufgelistet hatten, schlägt jetzt auch die Gewerkschaft Alarm.

"Seit Jahresbeginn gab es im UKE 200 Gefährdungsanzeigen", sagte Michael Stock von Ver.di. Die Anzahl der Gefährdungsanzeigen beim UKE nehme nicht etwa ab, sondern bleibt auch nach dem Umzug in das neue Klinikum auf hohem Niveau. Seit Januar 2009 gab es dort im Durchschnitt mehr als acht Gefährdungsanzeigen pro Woche.

Stock: "Die Anzeigen sind ein Indiz für die steigenden Belastungen der Kollegen. Die Beschäftigten sind verpflichtet, sie zu schreiben, um sich selbst vor Haftungsansprüchen zu schützen und um den Arbeitgeber darauf hinzuweisen, dass es drohende Gefahren für Patienten gibt." Häufig würden noch nicht einmal die Mindestschichtbesetzungen eingehalten, sodass teilweise nur drei Kräfte auf Intensivstationen anwesend sind, wo laut Dienstplan fünf arbeiten sollten. "Wenn ein Teil von diesen drei Pflegekräften noch neu auf Station oder Zeitarbeitskräfte sind, kann von einer ordnungsgemäßen Pflege keine Rede mehr sein", sagt Stock. "Zunächst wird bei zu viel Belastung von zu wenig Personal an der Grundpflege gespart. Weitere Arbeiten, die dann nicht mehr gemacht werden können, sind zum Beispiel Mobilisationsmaßnahmen, die psychische Betreuung von ängstlichen Patienten oder die zeitgerechte Gabe von Medikamenten." Jede der Gefährdungsanzeigen ist für Ver.di eine zu viel, da in jedem dieser Fälle eine Gefährdung von Patienten auftreten kann. Der UKE-Personalrat und Ver.di haben in den letzten Wochen immer wieder auf die Missstände hingewiesen. Alle diese Vorkommnisse seien belegt und dem Vorstand bekannt. Inzwischen ist das Amt für Arbeitsschutz eingeschaltet worden und überprüft die Gefährdungsanzeigen.

Wie berichtet, hatten bereits Anfang Mai 15 Ärztliche Leiter des UKE in einem Brandbrief auf die Gefährdung der Patientensicherheit hingewiesen und unter anderem nicht vorhandenes OP-Besteck, ein quasi anarchistisches Bettenmanagement und eklatanten Personalmangel angeprangert.