Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass die Todesursache trotz aller Untersuchungen nicht eindeutig zu klären ist. Dafür sprechen die ungewöhnlich lange Dauer der Untersuchungen sowie Äußerungen aus Kreisen der Staatsanwaltschaft.

Hamburg. Fast zwei Monate nach dem Tod des unterernährten und dehydrierten neun Monate alten Babys Lara stehen die Untersuchungen der Hamburger Rechtsmediziner kurz vor dem Abschluss. Doch möglicherweise wird nie hundertprozentig geklärt werden können, warum der Säugling gestorben ist. Denn es verdichten sich die Hinweise, dass auch die monatelangen, feingeweblichen Untersuchungen keine eindeutige Todesursache ergeben haben. Dafür sprechen die ungewöhnlich lange Dauer der Untersuchungen sowie Äußerungen aus Kreisen der Staatsanwaltschaft. Möglich erscheint der plötzliche Kindstod; und der könnte die Folge von Mangelernährung sein. Doch beweisen lässt sich das kaum. Es lässt sich nicht immer klären, warum Babys plötzlich sterben.

Die Obduktion und weitere medizinische Untersuchungen sind jedenfalls abgeschlossen. Die Rechtsmediziner bewerten jetzt jedoch auch die Todesumstände für ihr Gutachten und haben die Ermittlungsergebnisse der Polizei angefordert, um zu einem abschließenden Gutachten zu kommen. Anfang Juni soll dieses Gutachten vorliegen. Das erklärte die Hamburger Staatsanwaltschaft.

"Die angeforderten Akten beinhalten insbesondere die Angaben der Zeugen, der Beschuldigten und sonstige Erkenntnisse der Polizei zur Pflegesituation, zu den Wohnverhältnissen und die Beurteilung der Auffindesituation", sagte Bernd Mauruschat von der Hamburger Staatsanwaltschaft dem Hamburger Abendblatt.

Eine entscheidende Rolle spielt das Gewicht des Babys. Nur 4800 Gramm - halb so viel wie normal - wog Baby Lara, als es am 11. März in einer Wilhelmsburger Wohnung gefunden worden war. Das Kind war stark unterernährt und ausgetrocknet. Der Körperfettanteil lag bei null.

Die 18 Jahre alte Mutter war seit Langem in der Betreuung des Jugendamts im Bezirk Mitte. Wie sich später herausstellte, war das Jugendamt über den Gewichtsverlust zwar früh informiert worden, stellte aber eigene Nachprüfungen ein, weil die Betreuerin eines freien Trägers behauptete, dem Kind "gehe es gut". Gegen die Mutter, ihren Lebensgefährten und die Betreuerin ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Die erste Obduktion kurz nach dem Fund des Babys dauerte fünf Stunden und ergab zunächst keine unmittelbare Todesursache. (siehe Beistück). Doch auch wenn Anfang Juni die renommierten Hamburger Rechtsmediziner in ihrer endgültigen Bewertung zum Ergebnis "plötzlicher Säuglingstod" kommen sollten, will die Hamburger Staatsanwaltschaft weiter ermitteln.

Ihr Sprecher Wilhelm Möllers antwortete auf die Frage, ob sich bei dem Ergebnis "plötzlicher Kindstod" der Beschuldigtenstatus der Beteiligten ändere: "Nein, nicht unbedingt, es bleiben ja noch fahrlässige Tötung durch Unterlassen und andere Gründe."

Die Beschuldigten müssen also mit einer Anklage rechnen, selbst wenn die Rechtsmediziner zu keinem klaren Ergebnis kommen sollten. Wann die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abgeschlossen sind, ist noch unklar.