Das Pilotprojekt startet 2013 am U-Bahnhof Berliner Tor. Das Angebot ist in allen Bezirken geplant. Hochbahn will eine Smartphone-App einrichten.

Hamburg. Die Stadt erhält ein weltweit einzigartiges Mobilitätskonzept. Bis zum Jahr 2020 will die Hamburger Hochbahn an den wichtigsten U- und S-Bahn-Knoten 30 Servicestationen einrichten, an denen sich die Fahrgäste Mietautos und Fahrräder ausleihen können. Der einfache und schnelle Verkehrsmittelwechsel soll den Hochbahnkunden den Verzicht auf einen eigenen Pkw ermöglichen.

Ein auf zwei Jahre angelegtes Pilotprojekt startet bereits im Frühjahr kommenden Jahres am Bahnhof Berliner Tor im Bezirk Mitte, kündigte Günter Elste, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn, am Freitag in Hamburg an. Noch im selben Jahr will die Hochbahn damit beginnen, auch in den anderen sechs Hamburger Bezirken zunächst jeweils einen solchen Servicepunkt einzurichten. Vorstellbar sind Stationen wie Schlump, Wandsbek Markt und Barmbek oder die Bahnhöfe in Harburg und Bergedorf.

"Am Ende der Dekade wollen wir den Hamburgern dann flächendeckend ein 'Rundum-sorglos-Paket' in Sachen Mobilität bieten", sagte Elste. "Ob eine kurze Einkaufstour oder der Wochenendausflug mit der ganzen Familie - die jeweils benötigten Fahrzeuge stehen an den Servicepunkten bereit." Das Angebot gilt zunächst nur für Abonnementskunden des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), die mit einem "Abo Plus" zum Preis von monatlich etwa zehn Euro Zugang zu den ergänzenden Verkehrsmitteln haben. Die Kosten des Zusatzabos werden bei Nutzung der Leihfahrzeuge durch Barrabatte oder Freiminuten verrechnet, alle weiteren Kosten werden am Monatsende vom Konto abgebucht.

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Elste rechnet mit 10.000 Stammkunden, die er in der Pilotphase für das neue Mobilitätsangebot gewinnen kann. Um ihnen die Planung möglichst einfach zu machen, will die Hochbahn eine Smartphone-App einrichten, die über die verfügbaren Fahrzeuge informiert und bei Bedarf auch eine Reservierung ermöglicht.

Mit diesem innovativen Konzept reagiere die Hochbahn auf den "grundsätzlichen Wandel in der Mobilitätskultur", sagte der Hochbahn-Chef. "Der eigene Pkw wird innerstädtisch immer mehr vom Fahrzeug zum 'Stehzeug'." Staus, Parkplatzsuche, zugestellte Wohnstraßen, Lärm und Emissionsbelastungen passten nicht mehr zu den steigenden Ansprüchen an die urbane Lebensqualität.

Die Autoverleiher Car2go und Europcar haben ihre Teilnahme an dem Pilotprojekt bereits zugesagt. Ob die Fahrräder von StadtRad oder einem anderen Verleiher gestellt werden, steht noch nicht fest. Nach Abschluss der zweijährigen Testphase sollen auch andere Anbieter Zugang zu dem Mobilitätsprojekt haben. Neben den Leihfahrzeugen soll es an den Servicepunkten dann auch Kioske, Geldautomaten und Briefkästen geben. Die Hochbahn selbst will die Einrichtung der Abstellanlagen für die Fahrräder ihrer Kunden übernehmen. "Die vorhandenen werden bislang zu selten genutzt, weil viele an der falschen Stelle oder in schlechtem Zustand sind", sagte Elste.

Anlässlich der Vorstellung des Jahresabschlusses lobte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) die Leistungsfähigkeit der Hochbahn. Das Fahrgastwachstum um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf mehr als 423 Millionen Kunden belege, dass das Unternehmen die Wünsche der Bürger treffe.