Die Hamburger Erfolgsmodelle StadtRad und Car2go verzeichnen starke Zuwächse. Beide Anbieter wollen innerhalb der Stadt expandieren.

Hamburg. Leihen und losfahren - diese einfache Idee ist in Hamburg zum Erfolgsmodell geworden. StadtRad Hamburg und Car2go gewinnen immer mehr Kunden und sollen dementsprechend weiter ausgebaut werden. Car2go ist seit April 2011 am Markt und hat inzwischen mehr als 20.000 Nutzer, die bereits mehr als drei Millionen Kilometer mit den Leih-Smarts zurückgelegt haben. Der Autoverleiher hat seine Smart-Flotte von 300 auf 500 Fahrzeuge ausgebaut. Bei StadtRad Hamburg sind inzwischen 136.000 Kunden registriert. Die Zahl der Stationen (beim Start im April 2009 waren es 68) liegt aktuell bei 122, sieben weitere sind in Planung. Die Zahl der roten Mietfahrräder ist von 1000 auf 1500 gestiegen. Die Deutsche Bahn betreibt das Fahrradverleihsystem im Auftrag der Stadt und erhält dafür 1,5 Millionen Euro pro Jahr.

Eine weitere Expansion ist geplant. Verkehrssenator Frank Horch (parteilos): "Eine Ausweitung des StadtRad-Systems ist wünschenswert und das Ziel des Senats." Das ist auch eine Forderung von SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen: "Das StadtRad in Hamburg ist eine Erfolgsgeschichte und gehört inzwischen zum Stadtbild dazu. Es gibt noch viele Stadtteile, in denen man vergeblich nach einer Station sucht."

Während solche Leihsysteme also Erfolgsgeschichten schreiben, geht die Zahl der Kfz-Neuzulassungen in der Hansestadt ganz leicht zurück. 133.011 Autos wurden im vergangenen Jahr laut Statistikamt Nord in Hamburg zugelassen. In 2010 waren es 133.032. Diese Entwicklung passt allerdings nicht zum Bundestrend: Deutschlandweit wuchs die Zahl der Pkw-Neuzulassungen um neun Prozent auf 3,17 Millionen Fahrzeuge.

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Die Macher von Car2go, einer Daimler-Benz-Tochter, sind logischerweise hochzufrieden mit der Entwicklung. "Wir wollen noch weiter wachsen", sagt Car2go-Hamburg-Chef Norbert Kindt. Derzeit werde der "Sprung über die Elbe" und damit eine Ausweitung des bestehenden Geschäftsgebiets geprüft. Das Unternehmen will 2014 erstmalig schwarze Zahlen schreiben und ist inzwischen an dreizehn Standorten im In- und Ausland vertreten. In Deutschland sind das neben Hamburg Ulm, Berlin und Düsseldorf.

Das car2go-Geschäftsgebiet in Hamburg verläuft zurzeit von der Elbe als südliche Begrenzung über Wandsbek und Bramfeld im Osten und Groß Flottbek und Stellingen im Westen bis nach Alsterdorf und Ohlsdorf im Norden. Darüber hinaus können auch in Teilen von Bergedorf und Poppenbüttel Fahrzeuge abgestellt und angemietet werden. In diesen Gebieten gibt es keine festen Stationen - die Autos dürfen überall geparkt werden.

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Das ist bei StadtRad anders, die roten Leihfahrräder können nur an den 122 Stationen angemietet und auch wieder zurückgegeben werden. Die Zahl der Fahrten liegt durchschnittlich bei 7000 bis 9000 pro Tag. Der beste Tag seit dem Start 2009 war der 30. April dieses Jahres: 10.147 Nutzer liehen eines der roten Räder aus. "Es gibt ähnliche Konzepte in anderen deutschen Großstädten, aber die größte Resonanz gibt es in Hamburg", sagt StadtRad-Hamburg-Leiter Thomas Jäger.

Die Zentrale von StadtRad ist in einem Hinterhof in Hammerbrook. In der Werkstatt herrscht Hochbetrieb. Etwa 150 Räder warten auf ihre Reparatur, manche haben nur einen platten Reifen, bei anderen sind die Bremsen kaputt oder der Sitz ist abgebrochen. Aber es gibt auch schwierige Fälle: In einer Ecke steht ein Rad mit völligen verbogenen Felgen - Folge eines Unfalls mit einem Auto. Fünf der 21 Mitarbeiter kümmern sich in der Werkstatt um die 60 Kilogramm schweren Fahrräder.

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Damit diese dorthin kommen, sind mehrere Service-Teams im Einsatz. "Die Mitarbeiter inspizieren die Fahrräder an den Stationen, sind aber auch dafür verantwortlich, dass an den Stationen ausreichend Leihfahrräder zur Verfügung stehen", sagt Jäger.

Das ist nämlich Voraussetzung für die Akzeptanz bei den Kunden. "Ich fahre jeden Morgen mit dem StadtRad zur Arbeit in die City und zurück. Bei mir zu Hause ist eine Station und bei der Arbeit, also bin ich optimal angebunden", sagt Vivien Vormelchera aus der Neustadt. Die 25-jährige Steuerfachangestellte hat kein eigenes Fahrrad. "In unserem Haus ist kein Platz, und draußen wird es nur gestohlen. Da ist StadtRad die perfekte Alternative." Objektmanager Dirk Ahrens aus Marienthal ist Neukunde und stieg gestern zum ersten Mal auf das Leihfahrrad: "Ich bin in der Mittagspause mal schnell an die Alster gefahren. Das Rad funktioniert gut, und über die App findet man schnell die nächste Station mit freien Fahrrädern."

Unterdessen plant auch die Hochbahn ein neues Angebot. Im Oktober soll an der Haltestelle Berliner Tor mit den Bauarbeiten für den ersten "Mobilitäts-Service-Punkt" begonnen werden. Hier wird ein Parkplatz eingerichtet, auf dem Mietwagen für die Kunden zur Verfügung stehen, außerdem wird es eine StadtRad-Station geben.