Firmen aus der Metropolregion erwarten laut Haspa-Umfrage 2,9 Prozent mehr Umsatz trotz Krise. Am Standort herrscht starker Wettbewerb.

Hamburg. Das dritte Jahr in Folge präsentieren sich die mittelständischen Firmen in der Metropolregion Hamburg in robuster Verfassung. Allerdings wird sich die Dynamik des Wachstums in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr verringern. Das geht aus dem neuen Mittelstandsindex der Hamburger Sparkasse (Haspa) und Creditreform Hamburg hervor. "Die Firmen sind exzellent durch die Krise gekommen und stehen heute besser da denn je", sagt Andreas Mansfeld, Leiter Unternehmenskunden der Haspa.

+++ Hamburger Mittelstand in robuster Verfassung +++

Hamburg könne mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren sehr zufrieden sein. "Die schwere Krise von 2009 eingerechnet ist die Wirtschaft seit 2008 um rund zehn Prozent gewachsen." Die Wirtschaft in der Metropolregion Hamburg wird zu 70 Prozent vom Mittelstand bestimmt. Das sind rund 6000 Firmen mit einem jährlichen Umsatz zwischen 2,5 und 50 Millionen Euro. Rund die Hälfte dieser Firmen wurde befragt.

Insgesamt rechnet die mittelständische Wirtschaft mit einem Wachstum von 2,9 Prozent in diesem Jahr. Damit werden die Wachstumsraten der beiden Vorjahre (3,5 und 5,8 Prozent) zwar nicht mehr erreicht. "Aber auch dieses Wachstum reicht noch aus, um neue Arbeitsplätze und Wohlstand für die Region zu schaffen", sagt Mansfeld. "Als größter Finanzierer des Hamburger Mittelstandes konnten wir stets ausreichend Kredite zur Verfügung stellen." Aktuell sei die Kreditversorgung so gut wie lange nicht.

Nur zwei Branchen rechnen mit einer geringeren Umsatzentwicklung als im Vorjahr: Rundfunk und Film sowie die metallverarbeitende Industrie. "Die letztere Branche stellt viele Halbfabrikate her und spürt Konjunkturrückgänge deshalb frühzeitig", sagt Jörg Forthmann, Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens Faktenkontor. Starke Wachstumschancen sehen dagegen die Branchen Informationstechnologie und Automobilzulieferer. Wie es für Hamburg typisch ist, wachsen die Dienstleistungen stärker als die Industrie und das verarbeitende Gewerbe.

+++ Kommentar: Mittelstand muss mutiger auftreten +++

Die weitere Entwicklung hängt stark vom Verlauf der Staatsschuldenkrise in Europa ab. "Diesen Problemen kann sich der Mittelstand in Hamburg nicht entziehen, denn 80 Prozent des Exports gehen nach Europa", sagt Mansfeld. Auch die Handelskammer Hamburg registriert diese Belastungsfaktoren. "Im Sommer 2012 ist die Stimmung in der Hamburger Wirtschaft verhaltener als noch im Frühjahr", sagt Dirck Süß, Chefvolkswirt der Handelskammer Hamburg. Noch überwiegen aber die Firmen, die hinsichtlich ihrer Geschäftslage, Investitionsplänen und Exportaussichten positive Bewertungen abgeben.

Bei der Betrachtung einzelner Standorte fällt auf, dass unter den fünf wachstumsstärksten Standorten vier aus dem Umland sind. Dazu gehören Buchholz, Ahrensburg, Tornesch und Pinneberg. Die Spitzenposition nimmt aber das Industriezentrum Bahrenfeld ein. "Günstig gelegen an der Autobahn gelang hier eine breite Streuung von Branchen", sagt Forthmann. Knapp 40 Prozent der Firmen berichteten hier von einer positiven Auftragslage. Das sei ein überdurchschnittlicher Wert.

+++ Mittelstand ist besonders finanzstark +++

Die Firmen im Umland profitieren zwar von einem hohen Wachstum, schielen aber auch neidisch nach Hamburg. Im Umland finden trotz günstigerer Gewerbesteuern und eines größeren Flächenangebots lediglich 30 Prozent ihren Standort "sehr gut", während es in Hamburg 54 Prozent sind. Experte Forthmann führt das auf den Fachkräftemangel zurück. "Viele Firmen wollen sich zentraler positionieren, um für Bewerber leichter erreichbar zu sein", sagt Forthmann.

Davon profitiert wieder Bahrenfeld. So wird die ALK-Abello Arzneimittel GmbH ihren Firmensitz von Wedel nach Bahrenfeld verlegen. Das dänische Unternehmen beschäftigt in Deutschland 150 Mitarbeiter. "Wir möchten unsere Attraktivität als Arbeitgeber für heutige und künftige Mitarbeiter wahren", begründet Geschäftsführerin Flora Beiche-Scholz den Standortwechsel. Ausschlaggebend sind die kürzeren Entfernungen zum Hauptbahnhof und Flughafen. Das Lager des Unternehmens verbleibt allerdings in Wedel. Denn Gewerbeflächen sind in der Hansestadt knapp. In diesem Punkt kann wieder das Umland punkten.