Den gleichen Erreger wie vor kurzem in Bremen gab es auch bei Babys im Krankenhaus Barmbek. Die Behörde gibt jedoch Entwarnung.

Barmbek-Nord. Für die Eltern der zwei Frühgeborenen muss die Diagnose ein Schock gewesen sein: Ihre ohnehin geschwächten Babys hatten sich auf der Frühgeborenen-Intensivstation der Asklepios-Klinik in Barmbek mit einem hochgefährlichen Darmkeim angesteckt, gegen den etliche Antibiotika wirkungslos sind. Es war offenbar der gleiche Keim, der in Bremen drei Frühgeborene das Leben kostete - und an dessen Folgen schon zwei Frühchen im Altonaer Kinderkrankenhaus im Januar 2010 gestorben waren.

Im Barmbeker Fall hatten die Babys am Ende Glück: Sie infizierten sich zwar mit dem Keim und erkrankten, sind aber wieder genesen. Für zwei Wochen musste die Frühgeborenenstation im September geschlossen und desinfiziert werden. Von dem Vorfall hat die Öffentlichkeit erst jetzt erfahren.

Der Keim war Anfang September bei 18 Säuglingen in Barmbek nachgewiesen worden. Die beiden erkrankten Babys konnten aber erfolgreich mit speziellen Antibiotika behandelt werden.

Bei dem Erreger handelt es sich offenbar um Klebsiellen, die zu jenen Darmbakterien gehören, die eine Resistenz gegen Antibiotika wie Penicillin und Cephalosporin entwickelt haben - eine Eigenschaft, die als ESBL bekannt ist. ESBL-Keime sind die mit Abstand am stärksten zunehmenden Krankenhauserreger: Die Zahl der ESBL-Infektionen auf Intensivstationen hat sich zwischen 2003 und 2009 fast verfünffacht. Während die multiresistenten Bakterien für Gesunde in der Regel keine Gefahr darstellen, kann eine Infektion bei Menschen mit schwachem Immunsystem, zu denen gerade auch Frühgeborene zählen, zu schweren Komplikationen führen. Blutvergiftung, Wundinfektionen und Lungenentzündung sind typisch bei Frühchen. Die Verantwortlichen in Barmbek hatten nach dem Ausbruch umgehend reagiert: So war die Frühchen-Intensivstation vom 7. bis 22. September gesperrt. Die ohnehin strengen Hygieneregeln wurden verschärft. Zudem seien Kinder, bei denen Klebsiellen festgestellt wurden, isoliert worden. "Danach wurde keine Übertragung des Keims mehr nachgewiesen", sagt Asklepios-Sprecher Rudi Schmidt.

***Drei Frühchen sterben durch Bakterien in Nährlösung***

***Darmbakterien: Schon 2010 starben Frühchen in Hamburg***

Wie die Keime auf die Station gelangten und wie sie übertragen wurden, ist unklar. Schmidt: "Sicher ausschließen können wir, dass der Erreger vom medizinischen Personal weitergegeben wurde." Alle 72 auf der Station Beschäftigten seien per Stuhlprobe auf Klebsiellen getestet worden. Die Suche nach der Quelle sei inzwischen ohne Ergebnis abgebrochen worden.

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde hat es in den vergangenen drei Jahren in Hamburg keinen ESBL-Ausbruch dieser Größenordnung gegeben.

Wie erst jetzt herauskam, starben jedoch schon im Januar 2010 zwei unter 1500 Gramm schwere Frühchen im Altonaer Kinderkrankenhaus, nachdem sie sich mit dem resistenten Keim infiziert hatten. Bei zwei weiteren Babys konnte der Erreger nachgewiesen werden. "Zum Glück waren keine weiteren Kinder betroffen", sagte Klinik-Sprecher Rainer Süßenguth dem Abendblatt. Wie Nachforschungen ergaben, hatte möglicherweise die Mutter eines der später gestorbenen Kinder den Keim auf die Station eingeschleppt. Nach den standardmäßigen Hygiene- und Reinigungsmaßnahmen seien keine neuen Fälle mehr aufgetreten.

Ohnehin hat die Einhaltung der Hygienevorschriften oberste Priorität, zumal nicht nur ESBL-Erreger durch direkten Kontakt übertragen werden. "Aber selbst bei allerhöchstem Bewusstsein und bei allen Vorsichtsmaßnahmen - es bleibt ein Restrisiko", sagt UKE-Sprecherin Christine Jähn.