Traditionsunternehmen Hachez eröffnet Chocoversum im Meßberghof. 200.000 Besucher werden dort jährlich erwartet.

Altstadt. Ein Leben ohne Schokolade ist möglich, aber sinnlos - könnte man in Abwandlung eines berühmten Loriot-Zitats sagen. Schokolade bringt Süße ins Leben, macht gute Laune und ist - in Maßen genossen - sogar gesund. Wenn Bärbel Dahms über Schokolade plaudert, klingt das wie eine Liebesgeschichte. Schon als Kind träumte sie von Schokoladenfabriken, doch jetzt ist die Hamburger Ausstellungsexpertin dabei, ihren Lebenstraum zu verwirklichen: Sie ist Spiritus rector, Geschäftsführerin und Ausstellungsmacherin einer Schokoladen-Erlebniswelt, die Anfang Dezember im Meßberghof in Hamburg eröffnen wird.

Hachez Chocoversum heißt das, was schon bald nicht nur Hamburger, sondern auch Touristen anlocken soll, eine Mischung aus Ausstellung und Science Center, Firmenmuseum und Outletstore. "Wir rechnen mit jährlich etwa 200.000 Besuchern", sagt Bärbel Dahms, die das Konzept als "interaktive Erlebniswelt rund um das Phänomen Schokolade" bezeichnet.

Ganz neu ist das nicht, denn schon vor einiger Zeit hatte die Bremer Traditionsfirma Hachez im Bremer Science Center Universum eine Ausstellung gestaltet, in der die Besucher miterleben konnten, wie auf altehrwürdigen, aber immer noch bestens funktionierenden Maschinen hochwertige Schokolade hergestellt wird. Als die Idee aufkam, ein solches Konzept dauerhaft umzusetzen, suchte Hachez zunächst natürlich in Bremen nach geeigneten Standorten, entschied sich dann aber für Hamburg. "Den Ausschlag gab die Überlegung, dass in Hamburg höhere Besucherzahlen erreicht werden können. Außerdem bezieht Hachez seit Langem Kakao über den Hamburger Hafen", sagt Dahms.

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Kakao bildet den Ausgangspunkt des Chocoversums, in dem die Besucher auf 1200 Quadratmetern den Weg von der Kakaobohne bis zur fertigen Schokoladentafel begleiten können. Gleich im Eingangsbereich wird eine "Pflanzeninsel" zu sehen sein, mit echten Kakao-, Pfeffer-, Ingwer-, Chili- und Zuckerohrpflanzen, über deren Gedeihen ein Experte des Botanischen Instituts der Hamburger Uni wachen wird. Dem schließt sich ein Bereich an, in dem die Besucher Informationen über den Hafen und den Handel mit Kakao erhalten, aber auch spielerisch ein Schiff mit Kakaosäcken beladen oder als Qualitätskontrolleure Kakaobohnen untersuchen können. Das Herzstück sind vier gewaltige Originalmaschinen, die die einzelnen Fertigungsstufen der traditionellen Schokoladenproduktion vorführen - vom Rösten über das Mischen der Zutaten, das Walzen der Masse bis hin zum Rühren und Reiben und schließlich zum Einpacken der für die Gäste bestimmten Probiertäfelchen.

Außerdem gibt es einen Ausstellungsteil mit dem Titel "Kakao und Körper", in dem die gesundheitlichen Aspekte der Schokoladen erklärt werden, in einem Kinobereich informieren Filme über die 1890 von dem Bremer Kaufmannsspross Joseph Emil Hachez gegründete Firma, die bis heute aus Edelkakao in traditioneller Weise hochwertige Schokoladen und Pralinen herstellt. Dass das Ganze in einem Verkaufs- und Merchandisingbereich mündet, dürfte kaum überraschen.

Etwa 90 bis 120 Minuten, so die Schätzung, werden sich die Besucher im Chocoversum aufhalten. "Das ist ungefähr so viel wie ein Kinobesuch. Mit 9,50 für Erwachsene und sechs Euro für Kinder bezahlt man sogar weniger als an der Kinokasse", sagt Bärbel Dahms, die das Chocoversum über den normalen Ausstellungsbereich hinaus in Hamburgs Kulturleben verankern möchte. So gibt es ein Veranstaltungsareal, in dem regelmäßig Lesungen stattfinden sollen. Den Auftakt macht die Hamburger Krimiautorin Petra Oelker, die am 4. Dezember um 18.30 Uhr ihr neues Buch "Drei Wünsche" vorstellen wird. Premiere hat das Hachez Chocoversum bereits am 3. Dezember, von da an soll es 362 Tage im Jahr geöffnet sein. "Schokolade ist fassbar, greifbar und vor allem essbar gewordenes Glücksgefühl", meint der Filmregisseur Wim Wenders. Bärbel Dahms wird ihm da kaum widersprechen.