Die Initiative “Grips gewinnt“ fördert pro Jahr bis zu 50 talentierte und engagierte Jugendliche in Hamburg von der achten Klasse bis zum Abitur.

Hamburg. In Hamburg werden Schüler jetzt erstmalig mit einem Langzeitstipendium unterstützt. Die Initiative "Grips gewinnt" fördert pro Jahr bis zu 50 talentierte und engagierte Jugendliche von der achten Klasse bis zum Abitur. Gestern wurde das Projekt im Internationalen Maritimen Museum Hamburg vorgestellt.

Die Initiative, eine Kooperation von der Robert-Bosch-Stiftung und der Joachim-Herz-Stiftung, soll leistungsstarke Schüler in Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern unterstützen, die ihre Fähigkeiten wegen finanzieller Nöte oder sozialer Probleme nicht voll entfalten können. Neben verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten im Rahmen von Seminaren oder anderen Veranstaltungen erhalten die Stipendiaten monatlich 150 Euro, etwa für Bücher oder Sprachreisen. "Wir freuen uns wahnsinnig, dass wir durch das Stipendium Möglichkeiten haben werden, die unsere Eltern uns nicht hätten bieten können", sagen die Hamburger Stipendiaten Adelina, 15, aus Fuhlsbüttel und Amirath, 14, aus Steilshoop.

+++ Die ersten Schüler mit Stipendium +++

+++ Schlechte Noten fürs Bildungssystem +++

Besondere Aktualität gewinnt die Initiative vor dem Hintergrund eines gestern in Berlin veröffentlichten Bildungsberichts der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demzufolge sind in Deutschland Armut und schlechte Schulnoten eng verknüpft. Nur 23 Prozent aller 15 Jahre alten Schüler aus benachteiligten Familien schaffen es hierzulande, in der Schule gute schulische Leistungen zu erzielen - im OECD-Durchschnitt sind es 31 Prozent. Der Bericht moniert auch, dass die Zahl der Hochqualifizierten in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahrzehnten kaum gewachsen sei. So erwarb vor 50 Jahren knapp jeder fünfte junge Erwachsene einen Hochschulabschluss, Fachschulabschluss oder Meisterbrief, heute ist es etwa jeder vierte. Während Deutschland mit diesen Zahlen vor einem halben Jahrhundert noch im internationalen Mittelfeld lag, ist es nun auf einen der untersten Plätze abgerutscht.

"Die Bildungsferne nimmt zu", sagt Günter Gerstberger, Bereichsleiter Bildung und Gesellschaft bei der Robert-Bosch-Stiftung. "Gerade in sozial schwachen Familien verliert Bildung ihren Stellenwert." Viele Eltern seien weder ideell noch materiell in der Lage, in die Ausbildung ihrer Kinder zu investieren. Dieser Problematik versuche die Bosch-Stiftung seit Jahren entgegenzuwirken - durch das Fördern von Migrantenkindern oder die Begabtenförderung im Hochschulbereich. Mit "Grips gewinnt" sollen erstmals Schüler unabhängig von ihrer Herkunft unterstützt werden. "Wir wollen allen leistungsstarken Schülern aus schwierigen Verhältnissen die Chance geben, ihre Begabungen zu entdecken, um einen ihren Talenten entsprechenden Berufsweg einzuschlagen", sagt Martin Kefferpütz, Vorstand der Hamburger Joachim-Herz-Stiftung. Die Aufgabe der Zukunft sei, Bildungsgerechtigkeit herzustellen. "Dafür bedarf es einer großen Zahl an Schülerstipendien in Deutschland." An der Auftaktveranstaltung nahmen gestern außer den Stipendiaten Gäste aus Politik und Bildung teil. "Dies ist eine besondere Premiere eines vorbildhaften Bildungsprojekts", sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz.