Nach Wandsbek werden auch die Kaufhäuser an der Hamburger Osterstraße und in Flensburg umgestaltet. Konzernchef bekennt sich zu Alsterhaus.

Hamburg. Lange Zeit hat er sich bedeckt gehalten, nun startet Karstadt-Chef Andrew Jennings auch im Norden sein Umbauprogramm für die traditionsreiche Kaufhauskette. "Wir werden in den nächsten vier Jahren mehr als 60 Filialen aufwerten", kündigte der Brite gegenüber dem Abendblatt an. "Darunter sind mit Sicherheit auch Filialen in Norddeutschland." Insgesamt betreibt Karstadt bundesweit 115 Filialen, davon befinden sich elf in Hamburg.

In diesem Jahr werden laut Jennings 22 Häuser bundesweit umgestaltet. Gerade begonnen hat der Umbau in der Filiale an der Osterstraße in Eimsbüttel, der bis Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein soll. Zwei Millionen Euro investiert das Unternehmen hier, um die Modeabteilung zu vergrößern und Platz für zusätzliche, internationale Marken wie Gerry Weber zu schaffen. Dafür wird nach Auskunft der Filialleitung aber der Verkauf von Unterhaltungselektronik fast komplett eingestellt, nur Haushaltsgeräte soll es noch geben. Hintergrund ist der ruinöse Preiskampf mit Wettbewerbern wie Saturn oder Media Markt, der für Karstadt kaum noch zu gewinnen ist.

In ähnlicher Form hat die Warenhauskette auch vor Kurzem die Filiale in Wandsbek umgestaltet. Im Norden läuft zudem der Umbau der Flensburger Filiale. Bundesweit sollen auch die Häuser am Berliner Kurfürstendamm, auf der Frankfurter Zeil und in Münster umgestaltet werden.

Ein klares Bekenntnis legte Jennings zu Hamburgs Nobelkaufhaus, dem Alsterhaus, ab. "Premium-Häuser wie das Alsterhaus sind sehr wichtig für Karstadt, sie sind sozusagen das Sahnehäubchen", erklärte der ehemalige Woolworth-Manager und Sanierungsexperte. Damit trat Jennings Spekulationen entgegen, die bereits vollzogene Aufteilung des Unternehmens in mehrere Sparten diene einem möglichen, späteren Verkauf der Luxushäuser, zu denen auch das KaDeWe in Berlin und das Oberpollinger in München zählen.

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"Die Spezialisierung der Geschäftsbereiche Premium-Häuser, Karstadt Sport und Warenhäuser wird es uns ermöglichen, unsere Aktivitäten zu bündeln", sagte Jennings. "Die Einheiten haben jeweils eine andere Kundenstruktur und einen anderen Reifegrad. Dennoch sind sie alle wichtige Bestandteile Karstadts, die eng miteinander verknüpft sind."

Jennings war vom Investor Nicolas Berggruen Anfang dieses Jahres als neuer Karstadt-Chef eingesetzt worden. In der vergangenen Woche hatte er seine neue Strategie "Karstadt 2015" zunächst dem Aufsichtsrat des Unternehmens und danach rund 1000 Mitarbeitern in der Hauptverwaltung in Essen vorgestellt. Die übrigen Beschäftigten des Unternehmens sollen nun sukzessive über die Zukunftspläne informiert werden.

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"Wir stellen den Kunden in den Mittelpunkt aller unserer Aktivitäten", sagte Jennings dem Abendblatt. "Im Einzelhandel heute ist es wichtig, tatsächlich vom Kunden besessen zu sein und nicht nur darüber zu reden." Konkret will Jennings Mitarbeiter in den Filialen von überflüssigem Papierkram befreien, damit sie mehr Zeit für die Kunden haben. Zudem will er in die Entwicklung der Mitarbeiter investieren und bessere Anreizsysteme schaffen, wie er der "FAZ" sagte. Die Beschäftigten sollen auch in die Auswahl der Sortimente einbezogen werden. Zudem erhalten die Filialen mehr Gestaltungsspielraum bei der Auswahl der Waren.

Das Modesegment will Karstadt künftig durch 20 neue Marken stärken, die es bislang nicht im deutschen Einzelhandel gibt. Sie sollen in den kommenden 18 Monaten eingeführt werden. Bislang gibt es allerdings nur eine Zusammenarbeit mit dem US-Modeunternehmer Max Azria, zu dem Investor Berggruen persönlich den Kontakt hergestellt hatte. Von ihm hat die Warenhauskette im Augenblick die Marke Manoukian in den Karstadt-Warenhäusern und BCBG in den Premium-Häusern im Programm.

Bei der Gewerkschaft Ver.di stießen die Ankündigungen des Managers auf Zustimmung. Ver.di-Sprecherin Cornelia Haß sagte, das Konzept enthalte wichtige Elemente, etwa die stärkere regionale Ausrichtung der Sortimente und die Einbeziehung der Beschäftigten in die Produktauswahl. "Es wird jetzt darauf ankommen, einen langen Atem zu haben und auch die notwendigen Investitionen zu tätigen."