Unternehmen gibt eigene Filialen auf. Abendblatt-Reporter haben 28 Service-Stationen getestet. Ergebnis: Viele Mitarbeiter sind schlecht informiert.

Hamburg. Die geplante Schließung der letzten posteigenen Filialen verunsichert viele Hamburger. Die Post überträgt viele Aufgaben zwar an "Partneragenturen" in Supermärkten und Kiosken. Doch viele Kunden fragen sich: Bieten sie das gleiche Angebot wie die Post selbst? Kennen sich die Mitarbeiter wirklich genauso gut aus wie Postbedienstete? Martin Grundler, Sprecher der Post AG, sagt: "Die Betreiber unserer Partnerfilialen werden regelmäßig geschult." Das Abendblatt hat am Freitag 28 Post-Agenturen getestet. Die Reporter stellten den Mitarbeitern jeweils eine von vier Fragen. Fazit: In 17 Post-Agenturen wurde richtig geantwortet, elf wussten kaum Bescheid.

Frage 1: Ich möchte meinem Freund in den USA zum Geburtstag am 15. August ein Paket mit Schnaps, Mettwurst und Schokolade schicken. Ist das erlaubt? Wann muss ich es losschicken?Gut beraten fühlten sich die Kollegen in vier Filialen. Keine zufriedenstellenden Kenntnisse besaßen die Angestellten in drei Filialen, darunter - erstaunlicherweise - am Flughafen.

Die richtige Antwort: Die Versanddauer beträgt mindestens zehn Tage. Mettwurst ist wie alle Fleisch- und Wurstwaren verboten. Schokolade - ohne Alkoholfüllung - ist erlaubt. Schnaps ist damit natürlich auch verboten. Das wusste selbst die Service-Hotline der DHL nicht. Ihr Tipp war, beim Bundesinnenministerium anzurufen.

Frage 2: Wie viel kostet ein Großbrief? Wer garantiert, dass er angekommen ist?

Gute Beratung erhielten wir in vier Agenturen, unwissend zeigten sich die Mitarbeiter von drei Agenturen.

Richtige Antwort: Ein Großbrief bis zu 500 Gramm und zwei Zentimeter Dicke kostet innerhalb Deutschlands 1,45 Euro. Damit er garantiert ankommt, müssen Sie ihn als Einschreiben schicken (Kosten je nach Art der Annahme ab 3,05 Euro).

Frage 3: Ich will einen Brief per Einschreiben verschicken. Kann ich verfolgen, ob die Sendung angekommen ist? Hier zeigten sich alle Befragten gut informiert.

Die richtige Antwort: Sie bekommen mit dem Einschreiben eine Nummer, anhand der Sie die Sendung im Internet auf der Homepage der Deutschen Post verfolgen können.

Frage 4: Wie viel schneller und wie viel teurer ist ein Eilbrief?

Hier gaben nur zwei Post-Agenturen die richtige Auskunft, fünf andere waren überhaupt nicht informiert.

Die richtige Antwort: Ein normaler Brief braucht mindestens einen Werktag; ein Express-Brief kommt bis 16 Uhr des folgenden Werktages an. Je nach Gewicht kostet er zwischen 9,90 und 13,90 Euro.

Hier einige Beispiele, die Abendblatt-Reporter am Freitag erlebten:

Tobias Lentzler sagt: "Als ich die Post-Agentur an der Nienstedtener Straße gefunden hatte, stand ich vor einer Theke mit einer großen Brötchenauswahl. In einer hinteren Ecke des kleinen Ladens ist ein Postschalter. Dort konnte ich nicht hin, weil ein Rollo mir den Weg versperrte. Es war gerade 12.55 Uhr, und um 13 Uhr sollte Mittagspause sein. Ein Mann saß vor seinem Bildschirm und telefonierte. Auch die Brötchenverkäuferin saß mit einer Zeitung und einem Kaffee auf einem Stuhl. Bis eben hatte sie noch hinter der Theke gestanden. Jetzt sagte sie: "Zurzeit ist der Postservice nicht möglich." Es sei Mittagspause, ich solle es um 15 Uhr erneut probieren. Als ich sagte, es sei noch vor 13 Uhr, wurde mir unhöflich mitgeteilt, ich solle um 15 Uhr wiederkommen. Eine Auskunft konnte oder wollte mir die Verkäuferin nicht erteilen."

Tom Ehrhart sagt: "Auf der Suche nach einer Filiale, die mich zum Thema Einschreiben beraten kann, stieß ich auf die Filiale an der Lappenbergsallee. Für die Beratung nahm sich der Verkäufer sehr viel Zeit. Er zählte die verschiedenen Varianten von Einschreiben auf und überprüfte, wie viel Porto für den jeweiligen Brief nötig sei. Die Größe verglich der ältere Herr akribisch mit der dafür vorgesehenen Schablone. Zwar hatten inzwischen zwei Kunden den kleinen Kiosk betreten, jedoch erklärte er noch ausführlich, wie man das Einschreiben im Internet oder telefonisch verfolgen kann. An Ausstattung für Postzwecke fehlt es dem Laden nicht: Musterpakete in unterschiedlichen Größen finden sich bereits im Schaufenster, viele Hinweistafeln mit Posthinweisen stehen direkt neben dem Tresen."

Christopher Beschnitt sagt: "Infos zur Paketaufgabe Richtung USA - die wollte ich an dem in einem Presseladen untergebrachten Postschalter am Flughafen erfragen. Mein Fehler: Ich sagte nicht 'USA', sondern ,Amerika'. Und so dauerte es erst einmal einige Minuten, bis die drei (!) Damen am Tresen das Land und die entsprechenden Zollbestimmungen in ihrem Computer fanden. Dann jedoch war das Trio sichtlich überfordert mit den Angaben zu erlaubten und verbotenen Frachtgegenständen. Organe, Drüsen und Sekrete dürften jedenfalls nicht ins Paket. Aha - dabei wollte ich doch bloß Schnaps und Schokolade verschicken. Immerhin: Die Damen waren sehr bemüht, konnten mir aber nur sagen, dass ich das Paket etwa fünf Tage vor der gewünschten Ankunft versenden solle."

Nele Ricklef hat erlebt, dass es auch anders geht: "Ich wollte in der Poststelle Volksdorfer Damm einen Brief per Einschreiben verschicken. Nach wenigen Sekunden wurde ich kompetent und freundlich beraten. Die Dame am Schalter erklärte mir sämtliche Möglichkeiten. Leider wird diese Filiale nächste Woche geschlossen."

Doch die Post will für Ersatz sorgen: Bis zum Jahresende sollen weitere 13 Partneragenturen in Hamburg eröffnet werden, auch in Volksdorf. Die bestehenden 102 Post-Agenturen sind meist in Geschäften, Kiosken, Cafés und Tankstellen untergebracht. Ein Vorteil seien die Öffnungszeiten, die sich nach Postangaben von etwa 18 Stunden pro Woche auf durchschnittlich 43 Stunden pro Post-Agentur erhöht haben.