Unternehmen macht seine letzten Filialen zu. Für die Kunden wird der Weg zu Agenturen länger. Kritik von Verbraucherzentrale und Politikern.

Hamburg. Die kleine Post am Hofweg ist stark frequentiert. Kunden mit Briefen gehen ein und aus, immer wieder halten Autos davor, Menschen mit Paketen steigen aus oder ein. Vom 16. Juli an werden sie vor verschlossenen Türen stehen, denn die Filiale am Hofweg wird aufgegeben.

Als Ersatz steht den Uhlenhorster Kunden vorübergehend eine Filiale in der zwei Kilometer entfernten Volksdorfer Straße zur Verfügung. Für Anfang Oktober plant die Post die "Wiedereröffnung" der Hofweg-Filiale - allerdings im Einkaufszentrum Hamburger Meile, einen guten Kilometer vom alten Standort entfernt.

Das sorgt für Unmut. "Ich will nicht jedes Mal ins Einkaufszentrum fahren, kostenpflichtig parken und in der Schlange warten", beschwert sich Postkundin Angela Flügge, 54, aus Winterhude. Auch Viktoria Sievers, 29, aus Harvestehude ist sauer: "Ich kann nicht verstehen, dass immer mehr kleine Filialen schließen. Gerade die sind doch wichtig." Für Gerda, 70, und Edgar Müller, 85, war die gute Infrastruktur des Stadtteils ausschlaggebend, nach Uhlenhorst zu ziehen. "Davon geht mit der Post jetzt ein großes Stück verloren."

Was Postkunden gerade auf der Uhlenhorst erleben, kriegen auch viele andere Hamburger zu spüren. An neun Standorten werden Postfilialen geschlossen. Die Post AG gibt die letzten drei der von ihr betriebenen Filialen am Hachmannplatz (14. Juli), an der Harburger Poststraße (1. August) und an der Kaltenkirchener Straße (Termin steht nicht fest) auf. Und auch die Postbank trennt sich neben der Filiale am Hofweg noch von der an der Dammtorstraße.

Während diese beiden "verlagert" werden - die eine ins Einkaufszentrum, die andere in die HafenCity - werden die ersten drei genannten "umgewandelt". So nennt die Post AG es, wenn in Geschäften kleine Schalter eingerichtet werden und Verkäufer die Aufgabe von Postangestellten nehmen.

Denn wer heute ein Päckchen verschicken möchte oder ein Einschreiben, muss meist in eine Drogerie, zum Bäcker oder in einen Kiosk gehen. "Kabarett auf Kosten der Kunden" nannte das jüngst die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, nachdem sie 21 Postagenturen gestestet hatte. Verschickt werden sollten ein Pullover und ein Atlas - keiner der getesteten Läden frankierte die Probesendungen korrekt, zudem gab es zwar amüsante, aber höchst unprofessionelle Tipps für den Versand. Die Untersuchung könne man getrost nach Hamburg verlagern, sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der hiesigen Verbraucherzentrale. "Wir sind gegen diese Verlagerung zu den Einzelhändlern", sagt er. "Der Service sollte von Profis weitergeführt werden, er gehört in die Hände von Postmitarbeitern."

Wolfgang Abel, Ver.di-Postsekretär und gelernter Postler, ist derselben Meinung. "Hochwertige Arbeitskräfte werden durch die Auslagerung in Partneragenturen durch geringer qualifizierte Kräfte ersetzt", sagt er. Seiner Erfahrung nach sei jedoch ein Großteil der Postkunden zufrieden mit dem Service in den Partneragenturen - solange sie keine speziellen Anliegen hätten.

Doch auch bei den Partnerunternehmen der Post stehen Schließungen an. Den Anfang macht am 16. Juli die Filiale am Volksdorfer Damm, im September die am Duvenstedter Damm, in der Bornheide und am Lüttkamp. "Wir werden Partneragenturen finden, die den Betrieb fortführen", verspricht Martin Grundler, Sprecher der Post AG. In Volksdorf soll das am 1. September der Fall sein, für die anderen gebe es noch keine konkreten Standorte und Termine. Fest steht nur: Die Filialen Bornheide und Lüttkamp sollen zusammengelegt und im neuen Lurup-Center eröffnen - sobald das fertiggestellt ist.

"Es kann nicht sein, dass Postbankfilialen über Monate hinweg ersatzlos geschlossen bleiben", sagt Anjes Tjarks (GAL). Er hatte von den Postplänen durch eine Anfrage an den Senat erfahren. "Die Schließungen reihen sich ein in eine lange Liste von Missständen bei der Post", sagt er. Dazu gehörten auch lange Warteschlagen und die Tatsache, dass Paketzusteller gar nicht mehr klingelten, wenn der Adressat höher als im zweiten Stock wohne. "Der Senat schaut da tatenlos zu", kritisiert er.

Solange sich die Post an die Richtlinien halte, habe die Politik relativ wenig Einfluss, sagt dagegen die SPD-Abgeordnete Anne Krischok. Doch auch sie wertet die Postpläne als Rückzug. "Die Qualität leidet. In den Partnerfilialen werden zwar auch Standarddienstleistungen angeboten, aber bei speziellen Fragen oder wenn im Weihnachtsgeschäft plötzlich massenhaft Pakete verschickt werden, gibt es Probleme."

Kritisch sieht sie, dass auch Postbankfilialen geschlossen und erst mit zeitlicher Verzögerung wiedereröffnet werden. Das werde zum Beispiel für Hartz-IV-Empfänger zum Problem, die ihre "Stütze" oft in bar abheben.