Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Zum Klassiker aller Tennisturniere, den All England Championships in Wimbledon, haben die Deutschen eine besondere Beziehung. Nicht erst seit Boris Becker den acht Millimeter hohen Rasen im Südwesten Londons zu seinem Wohnzimmer erkor und dort seine "persönliche Mondlandung" zelebrierte. Drei Siege Beckers, einer von Michael Stich und gleich sieben von Steffi Graf haben unauslöschliche Spuren hinterlassen - in England und in der deutschen Tennisseele.

Erfolge in Wimbledon werden hierzulande in besonderem Maße registriert. Und wenn nun Sabine Lisicki zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren das Viertelfinale dieses Grand-Slam-Turniers erreicht, könnte das durchaus der Beginn eines neuen Tennismärchens sein.

Dieses Frühjahr gehört den deutschen Tennisdamen. Andrea Petkovic und Julia Görges haben sich mit beeindruckenden Siegen an die Weltspitze gespielt. Sabine Lisicki hat sich dafür die größte Bühne ausgesucht. Die Berlinerin hat mit ihren erst 21 Lebensjahren schon Höhen und Tiefen kennengelernt, was ihre Erfolge umso bemerkenswerter macht. Nach einer halbjährigen Verletzungspause im vergangenen Jahr musste sie sich erst wieder zurück in die Hauptfelder kämpfen. Diese Bestätigung ihres Talents ausgerechnet in Wimbledon darf als nachhaltig bezeichnet werden.

Schade nur, dass sich beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt wiederholt, was schon die Golf- und Basketballfans bei Martin Kaymer und Dirk Nowitzki erlebten. Großer Sport findet nur im Bezahlfernsehen statt.