Autos mit Elektroantrieb werden in Hamburg an Firmen wie Airbus, Aurubis sowie das UKE übergeben. Entwickler ist die Karabag GmbH.

Hamburg. Der Kleinwagen hat eingeparkt, wie es sich sonst nur die Einwohner Roms oder beherzte Eppendorfer in ihren überfüllten Straßen trauen: Zwischen das Nummernschild und das Hindernis davor passt kaum ein Blatt Papier. Doch auf dem Gelände des Autohauses Karabag in Lokstedt ist diese Millimeterarbeit kein Zufall. Zwischen Nummernschild und der Metallplatte fließt Strom. In gut zwei Stunden ist der Motor des Fahrzeugs - eines Elektroautos - wieder fahrbereit. Dann ist die Batterie vollständig aufgeladen, ganz ohne Steckdose, ohne Kabel.

Diese sogenannte Induktionsladestation war gestern bei den Gästen von Karabag einer der Hingucker, neben einer Reihe von Elektrofahrzeugen, die allesamt über die Steckdose oder das Nummernschild aufgeladen werden und damit bis zu 140 Kilometer weit fahren können.

Insgesamt 20 dieser Wagen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 110 Kilometern pro Stunde übergab Sirri Karabag, geschäftsführender Gesellschafter der Karabag GmbH, gestern an Unternehmen und Institutionen aus der Hamburger Wirtschaft, darunter an Aurubis, das UKE, den Handwerksbetrieb Buddenhagen und Airbus.

"Das Projekt der Elektromobilität in Hamburg ist überregional und international beispielhaft, wir sind dabei im Austausch mit Städten wie Amsterdam und London", sagte Peter Lindlahr, Geschäftsführer der hySolutions GmbH, einer Gesellschaft, die alternative Antriebe in Hamburg, der Umwelthauptstadt 2011, fördern soll. Zusammen mit den Karabag-Fahrzeugen rollten in den nächsten Monaten bereits 100 Autos mit klimaverträglichen Elektromotoren durch die Stadt. Darunter seien auch 50 Smarts, 15 Fahrzeuge der Mercedes A-Klasse und ab Mitte April noch einmal 15 Renault Kangoos. Heute übergibt die Mercedes Niederlassung weitere Autos der B-Klasse mit Brennstoffzelle an die Hamburger Wirtschaft.

Damit niemand mit leerer Batterie stehen bleibt - schließlich ist die Reichweite der meisten E-Fahrzeuge bisher auf gut 100 Kilometer begrenzt -, entstehen parallel Dutzende Ladestationen. "Wir bieten den Autofahrern 100 Ladepunkte an 50 Standorten in der Stadt", sagte Lindlahr. Diese Ladestationen werden aufgestellt von Vattenfall und Hamburg Energie.

Unterstützung gibt es nicht nur bei der Infrastruktur, sondern auch für die einzelnen Fahrzeuge: Denn konkurrenzfähig sind die Fiorino E von Karabag als kleine Lieferfahrzeuge zu einem Preis von gut 50 000 Euro noch lange nicht. Aus diesem Grund werden die Autos, die vor allem wegen der rund 15 000 Euro teuren Lithium-Polymer-Batterie so kostspielig sind, mit gut 20 000 Euro pro Fahrzeug durch das Konjunkturprogramm II der Bundesrepublik gefördert. Zusätzlich gibt der Bund zwei Milliarden Euro für die weitere Entwicklung der Elektromobilität mit Batterie und Brennstoffzelle aus.

Immerhin hat sich die schwarz-gelbe Bundesregierung zum Ziel gesetzt, Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität zu machen und bis 2020 mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen. Hamburg spielt dabei die Rolle eines Testgebietes, weil es seit 2009 mit Städten wie Stuttgart, München oder Bremen zu den offiziellen Modellregionen für die Elektromobilität in Deutschland gehört.

Sirri Karabag betreibt seit 1994 ein Fiat-Autohaus in Hamburg und begeistert sich schon länger für das Fahren ohne Benzin. 2009 begann der Unternehmer, in der eigenen Werkstatt Elektrofahrzeuge zu bauen. Die Autos basieren auf Fiat-Karosserien, die der Hamburger aus Italien importiert. So hat Karabag derzeit E-Fahrzeuge der Modelle Fiat 500, Fiorino, Doblo und Scudo im Angebot. "Wir haben bereits 250 E-Autos verkauft", freut sich Karabag, der damit nach eigenen Angaben zu den größten Anbietern gehört. Immerhin fahren derzeit in Deutschland nicht mehr als ein paar Hundert Elektrofahrzeuge auf den Straßen.

Die Unternehmen, die gestern ihre Fahrzeuge in Empfang nahmen, zahlen eine monatliche Leasingrate von rund 580 Euro für ihr Auto. Die Einsatzgebiete sind unterschiedlich: Das UKE setzt seinen Fiorino für Fahrten zu Laboratorien ein, Buddenhagen steuert mit dem Wagen die Kunden an. Für Sirri Karabag selber gehört das Fahren mit dem leise surrenden Elektroauto lange zum Alltag - er verlässt sich auf der Strecke von Norderstedt zur Arbeit in Hamburg auf seinen Karabag 500 mit Elektromotor.