Meilenstein für den Neubau: Der Tierpark Hagenbeck bekommt tonnenschwere Acrylscheiben für den Unterwasserblick auf Walrosse.

Stellingen. Keine Großbaustelle ohne Panne. Der Schwerlasttransport mit vier riesigen Acrylscheiben war pünktlich und unfallfrei angekommen, ein Kran stand bereit. Und dann dieser kleine Felsen. War im Weg. Musste weg. Also wurde der aus Beton modellierte Gesteinsbrocken kurzerhand weggeflext. "Das kann schon mal passieren", sagte Eismeer-Architekt Sezai Candan gelassen. Angesichts der Größenordnung des Projekts ein kleiner Fisch. Denn das 20-Millionen-Euro-Eismeer im Tierpark Hagenbeck nimmt Gestalt an und erlebte gestern einen Meilenstein in seiner Bauzeit.

Vier Scheiben, die den Besuchern den ungehinderten Blick auf Walrosse, Seebären und Pinguine bieten sollen, wurden am Vormittag abgeladen und bis zum Abend an die vorgesehenen Stellen gehoben. Die größte Scheibe bringt es auf zehn mal drei Meter und ist 8496 Kilogramm schwer.

"Sie wird die Unterwassersicht auf die Walrosse ermöglichen", sagte Tierpark-Chef Stephan Hering-Hagenbeck. Damit sie dem Druck von mehr als 2000 Kubikmeter Wasser standhalten kann, ist die Spezialanfertigung 23 Zentimeter dick.

Insgesamt 14 Acryl- und Glasscheiben im Wert von rund 700 000 Euro werden in den kommenden zwei Wochen bei Hagenbeck anrollen. Eine Größenordnung, die auch den früheren Tierpark-Chef Claus Hagenbeck auf die Baustelle zog. Zufrieden genoss er es, "einfach nur Zuschauer" sein zu dürfen, und gestand: "Das ist so riesig hier, dass ich mich regelmäßig verlaufe."

Wer zurzeit bei Hagenbeck durch die Löcher im Bauzaun schaut, sieht vor allem fertig modellierte Steine. "Der Rohbau steht, die Kunstfelsen sind zu 50 Prozent geschafft", sagte Architekt Sezai Candan. Nach dem Einbau der Scheiben müsse als Nächstes der Boden abgedichtet werden, dann kann im April das Wasser eingelassen werde. Etwa zwei Wochen lang wird es ohne Pause sprudeln, bis 5,5 Millionen Liter in den Eismeer-Becken schwappen.

Während 60 Arbeiter auf der Baustelle werken, tüftelt Tierpark-Direktor Stephan Hering-Hagenbeck an der Liste der zukünftigen Bewohner. Die Pinguine und Seevögel werden noch in diesem Jahr den Anfang machen, gefolgt von den Seebären. Vier bis fünf Walrosse sollen sich im Frühjahr 2012 in Hamburg einleben. Zwei Eisbären werden als Letzte ins Eismeer ziehen. Die junge Hamburger Eisbärin Viktoria kehrt zurück aus Bremerhaven, sie bekommt einen männlichen Bären aus dem Zoo Rostock an ihre Seite. "Es ist aber so, dass Viktoria in Bremerhaven gedeckt wurde. Sollte sie in ein paar Monaten Nachwuchs haben, gerät die Planung wieder durcheinander", sagt Zoo-Sprecherin Eveline Düstersiek. Ein Stein lässt sich entsorgen. Aber bei Tieren hilft doch nur Geduld.