In Hamburg legten Mitarbeiter von Bezirksämtern, Bauhöfen, Kfz-Zulassungsstelle und Lebensmittelkontrolle die Arbeit nieder.

Hamburg. In der Tarifauseinandersetzung des öffentlichen Dienstes haben sich am Mittwoch auch erstmals öffentlich Bedienstete an Warnstreiks in Hamburg beteiligt. Nach Verdi-Angaben waren unter anderem Bezirksämter, Bauhöfe, die Kfz-Zulassungsstelle sowie die Lebensmittelkontrolle in der Hansestadt betroffen.

Schon am Morgen hatten sich mehrere hundert Streikende zu einer Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof versammelt. Verdi-Landeschef Wolfgang Rose stimmte die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes auf eine harte Tarifauseinandersetzung ein. Er sprach von einer Zweiklassengesellschaft, in der „den Superreichen jedes Jahr mindestens Hunderte von Millionen Euro geschenkt“ würden, und forderte eine „ordentliche“ Steuerpolitik. „Gute Arbeit hat wie überall ihren Preis!“, sagte Rose. Die Gewerkschaften fordern eine Erhöhung der Gehälter um drei Prozent plus 50 Euro pro Monat. Die Verhandlungen für die rund 600.000 Angestellten der Länder waren bisher ohne Ergebnis geblieben.

Vom Besenbinderhof zogen die Teilnehmer in einem bunten Protestmarsch mit Musikbegleitung zu einer weiteren Kundgebung auf dem Gänsemarkt. Dort versammelten sich nach Polizeiangaben rund 1400, nach Verdi-Angaben 2000 Menschen. Neben Verdi hatten auch die Gewerkschaften Erziehung und Wissenschaften (GEW) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zum Warnstreik aufgerufen.

„Die Lebenshaltungskosten und die Arbeitsbelastung steigen, da reicht ein Prozent mehr Gehalt nicht aus“, zeigte sich Kundgebungsteilnehmer Thomas Dunker vom Landesbetrieb Geoinformation kämpferisch. Ralf Brauer, Mitarbeiter des Botanischen Gartens Flottbek, beklagte Stelleneinsparungen. Am Nachmittag sollte es weitere Protestaktionen geben.

Wer heute zum Bezirksamt muss oder sein Auto anmelden will, kann womöglich länger warten als sonst oder steht gar vor verschlossenen Türen. Durch die Streiks kann es zu Engpässen in Bezirksämtern oder auch deren Sozialstellen kommen. Auch Sonderschulen, in denen in der Regel mehr Angestellte als in anderen Schulen beschäftigt sind, werden teilweise bestreikt, sagte eine GEW-Sprecherin. Vor allem wird nach GdP-Angaben auch der Landesbetrieb Verkehr am Ausschläger Weg betroffen sein. Wer seinen Führerschein abholen oder sein Auto ummelden wollte, sollte das wohl verschieben.

Neben den Lohnerhöhungen fordern die Gewerkschaften unter anderem bessere Arbeitsbedingungen und einen Stopp der Privatisierungen. Die Arbeitgeber halten bis jetzt diese Forderungen für überzogen. "Es zeugt von Arroganz, dass die Verhandlungsführer sagen, sie hätten kein Angebot für uns", sagte GdP-Landeschef Uwe Koßel dem Abendblatt.

In Hamburg sind nach Gewerkschaftsangaben mehr als 60.000 Menschen im öffentlichen Dienst beschäftigt, rund zwei Drittel davon als Beamte und ein Drittel als Angestellte.

Schon am Dienstag streikten in Schleswig-Holstein rund 150 Lehrer, zudem trafen sich nach Angaben eines GEW-Sprechers 250 Warnstreikende, darunter knapp 100 Mitglieder der GdP, in Kiel zu einer Protestkundgebung. An Schulen in Neumünster, Pinneberg, Itzehoe und Flensburg legten Lehrer die Arbeit nieder. Man sei mit der Resonanz "sehr zufrieden", sagte der GEW-Landesgeschäftsführer Bernd Schauer. Für morgen sind Warnstreiks in Niedersachsen und Bremen angekündigt.

Immerhin - auch der Ordnungsdienst streikt. Also weniger Leute, die Strafzettel verteilen. (swö/dpa)