Schiffsfinanzierer ordnet Geschäft neu und setzt auf Kooperation mit China. TUI-Aufsichtsrat tagt am 3. März zu Börsengang der Hamburger Reederei.

Hamburg. Die HSH Nordbank hat erstmals bestätigt, dass sie bei der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd aussteigen will. Die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein hält 3,2 Prozent der Hapag-Anteile. "Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, wollen wir möglichst schnell aussteigen", sagte Torsten Temp, der für die Schifffahrt zuständige Vorstand der Bank.

Die Gelegenheit könnte sich bereits in der zweiten April-Hälfte ergeben. Voraussichtlich am 15. April oder kurz darauf soll ein Teil der Hapag-Lloyd-Aktien an die Börse gebracht werden. Weder der Termin noch die Entscheidung für den Börsengang wurden bislang bestätigt. Nach Informationen des Abendblatts tagt allerdings am 3. März der Aufsichtsrat von TUI zu einer außerordentlichen Sitzung. Dabei geht es um den von dem Reisekonzern angestrebten Verkauf seiner 49,8-prozentigen Beteiligung an Hapag-Lloyd. Ein Börsengang zeichnet sich hierfür immer deutlicher ab, während die Suche nach einem strategischen Investor bislang offenbar nicht erfolgreich war.

HSH-Vorstand Temp sagte nicht, ob die Bank ihren Anteil bei einem Börsengang verkaufen oder ihn einem der Miteigner im Hamburger Konsortium Albert Ballin andienen will. Das Konsortium hält derzeit 50,2 Prozent an Hapag-Lloyd. Anteilseigner sind dort die Stadt Hamburg, der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, die Bank M.M.Warburg sowie die Versicherungen HanseMerkur und Signal Iduna. Auch M.M.Warburg will ihren Anteil von rund 1,3 Prozent dem Vernehmen nach verkaufen. Vor allem die Stadt und Kühne sind daran interessiert, dass die Kontrolle über die größte deutsche Reederei in Hamburg bleibt.

Robin Das, Chef der Schifffahrtssparte bei der HSH Nordbank, deutete an, dass das Konsortium für die Neuordnung der Anteile aufgelöst und später neu formiert werden könnte. "Unser Ziel ist ein relativ einfacher Mechanismus für den Ausstieg. Und das bedeutet nicht unbedingt, Teil eines Konsortiums zu sein", sagte Das.

Der Ausstieg bei Hapag-Lloyd geht bei der HSH Nordbank einher mit einer tief greifenden Neuordnung des Schiffsgeschäfts. Mit einem Kreditvolumen von rund 35,4 Milliarden Euro ist die Bank das weltweit führende Institut für Schiffsfinanzierungen. Rund elf Milliarden Euro davon seien im vergangenen Jahr in die sogenannte Abbaubank ausgelagert worden, sagte Vorstand Temp. Die Bank will die Kreditgeschäfte für rund 880 Schiffe, die hierunter fallen, nicht fortführen. Mit den jeweiligen Schiffseignern werden Verhandlungen über die Beendigung der Verträge geführt. In der sogenannten Kernbank verbleiben laut Temp etwa 1990 Schiffe.

Nach zwei Jahren einer umfassenden Sanierung will die Bank 2011 erstmals wieder neue Geschäfte am Schiffsmarkt abschließen, sagte Temp: "Wir wollen das Kreditvolumen von oberhalb 20 Milliarden Euro im Schiffsgeschäft ja halten. Allerdings müssen wir unser Risiko künftig besser streuen." Unter anderem soll der hohe Anteil von Containerschiffen, der bislang in den Bilanzen der Bank steht, zugunsten anderer Schiffstypen wie Massengutfrachtern, Tankern und Schiffen für die Offshore-Energiewirtschaft sinken.

Das Geschäft mit Schiffsfinanzierungen, bei dem Hamburg als wichtigster Standort der Welt gilt, dürfte nach der Wirtschaftskrise stark verändert wieder anlaufen. Kernstück der deutschen Schiffsfinanzierungsbranche ist das sogenannte KG-Modell. Emissionshäuser werben dafür bei Anlegern Eigenkapital ein, das meist ein Drittel zum Preis eines Schiffes beiträgt. Den Rest finanzieren Schiffsbanken als Fremdkapital. Im Schifffahrtsboom der vergangenen Jahre wurde es allerdings üblich, dass die Banken ein Schiff komplett vorfinanzierten und erst anschließend das Eigenkapital von Schiffsfonds beigebracht wurde. In der Krise blieben Banken wie die HSH deshalb auf etlichen nicht durchfinanzierten Schiffen sitzen. Das ist nun durch strengere Kapitalmarktregeln verboten. "Das Eigenkapital wird in Zukunft zur gleichen Zeit wie das Fremdkapital zur Verfügung stehen müssen", sagte Robin Das.

Noch gravierender ist der Vormarsch chinesischer Banken und Schiffbauer bei der Schiffsfinanzierung. Die mittlerweile größte Schiffbaunation der Welt bietet zunehmend Komplettfinanzierungen für Frachter von chinesischen Werften an. Das Interesse der Chinesen am Wissen deutscher Schiffsfinanzierer ist groß. Die China Development Bank rückte Ende 2010 mit einem Kredit von 500 Millionen Dollar an die HSH Nordbank heran.

"Die Gespräche mit den Chinesen zeigen uns, dass sie unser Geschäftsmodell attraktiv finden", sagte Temp. Was sich daraus entwickele, sei noch völlig offen. Aber: "Allein schon durch seine eigene, stark wachsende Handelsflotte hat China das Potenzial, in fünf bis zehn Jahren zum führenden Land bei Schiffsfinanzierungen aufzusteigen."