Der SPD-Kandidat kann eine starke FDP doppelt gut gebrauchen.

Nun hat die schöne Frau von den gelben, Otto-Katalog-artigen Plakaten, die überall in der Stadt hängen, also tatsächlich etwas bewegt. Die FDP schafft der jüngsten Umfrage zufolge mit Katja Suding den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Größter Profiteur eines Einzuges der Hamburger FDP in die Bürgerschaft wäre aber nicht Parteichef Guido Westerwelle - er bekäme dadurch bestenfalls eine kurze Verschnaufpause vor seinen Schicksalswahlen Ende März in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Der doppelte Gewinner nach einem Suding-Triumph wäre Olaf Scholz.

Nicht dass der SPD-Kandidat für das Amt des Ersten Bürgermeisters bisher eine besondere Vorliebe für sozialliberale Bündnisse offenbart hätte. Vielmehr betrachtete er seine Partei aufgrund der anhaltenden politischen Schwindsucht der FDP ein wenig großspurig als "Alleinerbin der sozialliberalen Ära". Was aber, wenn dieser große politische Nachlass nach dem Willen der Wähler nun doch auf beide Erben verteilt werden kann?

Dann ist es die Pflicht des möglichen Wahlsiegers Olaf Scholz, ernsthaft über ein rot-gelbes Bündnis nachzudenken. Es hat sich in Hamburg jahrzehntelang bewährt und ist mit Namen wie Klaus von Dohnanyi und Ingo von Münch verbunden, die bei vielen noch immer für die eigentliche politische DNA der Handels- und Kaufmannsstadt stehen. Und es weckt Erinnerungen an die sozialliberalen Jahre des Hamburger Bundeskanzlers Helmut Schmidt.

Die Wahlprogramme der beiden Parteien passen in wichtigen Fragen besser zusammen als das der SPD und der Grünen. Bei einem Kräfteverhältnis von deutlich über 40 Prozent für die SPD und fünf Prozent für die FDP fiele es Scholz leicht, sein Versprechen zu halten und nur Bündnisse einzugehen, bei denen so gut wie alle SPD-Standpunkte durchsetzbar sind.

Gemessen an diesem Versprechen dienen Scholz die Liberalen freilich nicht nur als möglicher Koalitionspartner. Sie liefern ihm obendrein die perfekte Verhandlungsbasis für Koalitionsgespräche mit den Grünen. Was er im Wahlkampf schon mehrfach angedeutet hat - er werde ansagen, was geschieht, und die Grünen müssen sich fügen und froh sein, dass sie nach dem Desaster in der Regierungsverantwortung überhaupt noch dabei sind -, kann er dann mit Ausnahme von ein paar Almosen rücksichtslos durchregieren. Allerdings würde ein 14-Prozent-Partner einige Senatorenposten mehr besetzen können als eine Junior-FDP.

Scholz steht in zwei Wochen vor einer leichten Wahl. Er regiert danach allein - oder er wählt zwischen zwei Vorteilen.