Ein Kommentar von Andreas Dey

Es ist schon eine Ironie der Geschichte, dass sich die HSH Nordbank ausgerechnet einen Investmentbanker als Vorstandsvorsitzenden holt. War es doch der Ausflug in die Welt der großen Renditen und Risiken, getrieben von der Gier der Politik und gescheitert an Hybris und Unfähigkeit der Landesbanker, der die Bank an den Rand des Abgrunds gebracht hatte.

Nun wird Paul Lerbinger den schon von seinem Vorgänger Dirk Jens Nonnenmacher längst verlassenen Irrweg kaum wieder einschlagen. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass er sich mit dem in der Abbaubank gebündelten Papieren bestens auskennt.

Doch darauf kommt es so oder so nur am Rande an. Lerbingers Hauptaufgabe wird es sein, die Sehnsucht nach einem seriösen, skandalfreien Banker zu stillen, er darf die bei einer mehrheitlich staatlichen Bank unumgängliche Kommunikation mit Öffentlichkeit und Politik nicht als lästige Pflicht betrachten, kurz: Er muss das Vertrauen, die Basis jeden Bankgeschäfts, wiederherstellen. Für die eigentliche Arbeit hat er 3000 Mitarbeiter - ihnen zu vertrauen, wäre ein Anfang.

Ob Lerbinger Erfolg hat, lässt sich relativ leicht messen: 2014 läuft nicht nur sein Vertrag aus, sondern auch das Ultimatum der EU an die Länder, sich von der HSH-Mehrheit zu trennen. Wenn Hamburg und Schleswig-Holstein dann ohne Verlust aus der Nummer rauskommen, sollten sie Lerbinger einen Orden umhängen.