Verbraucherschützer empört. Hamburg Energie, Lichtblick und Vattenfall erhöhen ihre Preise. Mehr als 70 Euro Mehrkosten im Jahr möglich.

Hamburg. Die Welle der Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel erreicht jetzt auch Hamburg. Wie der städtische Versorger Hamburg Energie gestern mitteilte, verteuert sich die Kilowattstunde (kWh) seines Tarifs "Tor zur Welt" zum Jahresanfang um zehn Prozent auf 20,9 Cent. Für das Angebot "Horizont" verlangt das Unternehmen mit 23,50 Cent pro kWh künftig 8,8 Prozent mehr Geld. Konkurrent Lichtblick erhöht seine Preise auf 23,64 Cent und damit um 7,5 Prozent pro Stromeinheit. Vattenfall will nach Informationen des Abendblatts morgen einen Anstieg von knapp zehn Prozent in Hamburg bekannt geben. In Berlin sollen die Tarife in ähnlichem Umfang steigen. Laut Gesetz müssen die Versorger Tarifänderungen spätestens sechs Wochen vor Inkrafttreten bekannt geben.

Hauptgrund für die Preiswelle ist die gestiegene, staatlich verordnete Abgabe nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Jeder Kunde muss ab Januar 3,53 statt 2,03 Cent pro verbrauchter kWh zur Unterstützung regenerativer Energie zahlen. Die Konzerne wälzen die zusätzliche Kostenbelastung auf ihre Kunden ab. Hinzu kommen laut den Versorgern weitere staatlich reglementierte Belastungen wie etwa höhere Netznutzungsentgelte. Dies habe dazu geführt, dass der Preis um mindestens 1,65 Cent steigen müsse, heißt es in der Branche.

Im Detail bedeutet dies beim günstigsten Tarif von Hamburg Energie, dass Singlehaushalte mit einem Jahresverbrauch von 1500 Kilowattstunden dafür ab Januar 313,50 Euro bezahlen müssen, statt bisher 285 Euro. Hinzu kommt der monatliche Grundpreis von 6,19 Euro. Die gesamte Jahresrechnung verteuert sich für kleinere Haushalte somit auf 387,78 Euro statt bisher 359,28 Euro. Insgesamt liegt die Zunahme jedoch wegen des stabil gebliebenen Grundpreises leicht unter zehn Prozent. Für eine mehrköpfige Familie mit großer Wohnung oder Haus und einem Bedarf von 4000 kWh verteuert sich der jährliche Strombezug inklusive Grundpreis von 834,28 auf 910,28 Euro.

Auch der nach Vattenfall in Hamburg zweitgrößte Stromanbieter Lichtblick nutzt die gestiegene EEG-Abgabe zu einer Preiserhöhung von 1,65 Cent oder 7,5 Prozent auf 23,64 Cent. Die Grundgebühr von 8,95 Euro im Jahr soll ebenfalls nicht angetastet werden, teilte das Unternehmen mit. Die Folge: Ein Singlehaushalt muss künftig Mehrkosten in Höhe von 24,75 Euro im Jahr verkraften. Bei einer Großfamilie steigt die Jahresrechnung von bisher 987 Euro auf dann 1053 Euro.

Lichtblick hat gestern gleichzeitig zum Jahreswechsel eine Anhebung seines Gaspreises von bisher 5,79 auf 5,99 Cent pro Kilowattstunde angekündigt. Die Beschaffungskosten seien gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Auch hier bleibt der monatliche Grundpreis unverändert. Für einen durchschnittlichen Dreipersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 18 000 Kilowattstunden steigt die monatliche Rechnung um drei Euro oder 3,1 Prozent. Der Hamburger Marktführer E.on Hanse müsste, falls er zum 1. Januar eine Tarifanhebung plant, diese ebenfalls spätestens an diesem Freitag veröffentlichen. Denn der Gesetzgeber schreibt auch beim Gas eine sechswöchige Ankündigungsfrist vor Inkrafttreten der Erhöhung vor. Wenn dies ausbleibt, würden die Preise zumindest bis Ende Januar 2011 stabil bleiben müssen.

Verbraucherschützer verweisen auf die hohen Gewinne der Konzerne

"Die Umlage für erneuerbare Energien steigt tatsächlich um 1,5 Cent. Doch diese Abgabe müssen nicht die Stromkunden zahlen, sondern zunächst die Versorger. Es ist deshalb nicht wahr, dass sich die Haushaltsstrompreise automatisch um diesen Betrag erhöhen müssten", sagt Aribert Peters, Geschäftsführer vom Bund der Energieverbraucher. Zudem hätten sich Einkaufspreise der Versorger - auch durch die Einspeisung von erneuerbarem Strom - in den vergangenen zwei Jahren deutlich verringert. "Diese Einsparungen für die Firmen sind etwa so hoch wie die gestiegene EEG-Umlage. Von der Kostenseite her gibt es deshalb keine Rechtfertigung für eine Strompreiserhöhung", sagt Peters.

Der Energieexperte verweist zudem darauf, dass die Gewinne der drei größten Stromkonzerne in Deutschland in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen sind. "Von sechs Milliarden Euro jährlich im Jahr 2002 auf über 23 Milliarden im vergangenen Jahr." Günter Hörmann, Chef der Hamburger Verbraucherzentrale, rät seinen Kunden zum Anbieterwechsel. "Das ist kinderleicht und kann Geld sparen."

Allein in Hamburg können die Verbraucher mittlerweile zwischen 122 Strom- und 72 Gastarifen wählen. Sämtliche Formalitäten eines Wechsels muss der neue Lieferant für die Verbraucher erledigen.