Verbraucher müssen sich in der nächsten Zeit auf Tariferhöhungen einstellen. Ein Anbieterwechsel ist leicht und könnte sich jetzt lohnen.

Hamburg. Durch die Erhöhung der staatlich vorgeschriebenen Abgabe zur Förderung Erneuerbarer Energien (EEG) auf den Strompreis, müssen sich die Verbraucher auf eine Welle von Tariferhöhungen einstellen. Nachdem rund 200 Stromanbieter in Deutschland schon angekündigt haben, dass sie zum Jahreswechsel an der Preisschraube drehen wollen, werden in den nächsten Tagen noch weitere hinzukommen. Denn die um 58 Prozent auf 3,5 Cent pro Kilowattstunde Strom gestiegenen EEG-Kosten müssen die Konzerne komplett an jene Unternehmen weiterleiten, die Ökostrom etwa aus Windkraft oder Fotovoltaik ins Netz einspeisen. Deshalb versuchen sie, diese Mehrkosten über die Stromrechnung an die Verbraucher weiterzugeben.

Der Hamburger Versorger Vattenfall hat sich zwar bislang noch nicht konkret zu seiner Preispolitik geäußert, doch Deutschland-Chef Tuomo Hatakka hatte schon mehrfach betont, dass wegen der EEG-Umlage die Strompreise steigen. Die höhere Abgabe muss sich aber nicht zwangsläufig auf die eigene Stromrechnung auswirken. Denn seit der Liberalisierung des Energiemarktes 1998 hat jeder Kunde die Möglichkeit, sich einen günstigeren Lieferanten zu suchen. Die Preisunterschiede in der Branche sind hoch. Laut dem Internet-Verbraucherportal Verivox können Verbraucher bei einem Bedarf von 3500 Kilowattstunden Strom im Jahr - was einem Durchschnittshaushalt entspricht - beim günstigsten der 122 gelisteten Anbieter mehr als 350 Euro gegenüber dem teuersten Tarif einsparen. Selbst Ökostrom wird inzwischen in Hamburg günstiger angeboten als manch ein konventioneller Tarif.

Kündigungsfrist beim Stromvertrag beträgt meist einen Monat

"Der Wechsel des Stromversorgers ist kinderleicht", sagt Günter Hörmann, Chef der Verbraucherzentrale Hamburg, dem Abendblatt. Üblicherweise beträgt die Kündigungsfrist für die Verträge nur einen Monat. In Ausnahmefällen, wenn etwa für eine bestimmte Zeitdauer ein Garantiepreis gewährt wurde, sollte der Kunde prüfen, wann die nächste Wechselmöglichkeit besteht. Bei Preiserhöhungen durch die Konzerne, wie sie jetzt anstehen, können Verbraucher sogar mit einem Monat Frist außerordentlich kündigen.

"Nach der Anmeldung beim neuen Anbieter erledigt dieser für den Neukunden alle Formalitäten", sagt Hörmann. Das Gleiche gilt auch beim Gasbezug. Zwar will der größte Hamburger Versorger E.on Hanse seine Tarife bis Jahresende stabil lassen, aber die nächste Erhöhung kommt bestimmt. Verivox listet bei einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden (Drei- bis Vier-Personenhaushalt) in Hamburg 73 verschiedene Gastarife auf. Wer den günstigsten Versorger wählt, hat rund 600 Euro weniger Jahreskosten als beim Teuersten. Eingerechnet in den Gesamttarif wurden wie auch beim Strompreisvergleich Bonuszahlungen, mit denen die Anbieter neue Kunden locken wollen.

Genau genommen gibt es sogar noch mehr Unternehmen, die in Hamburg Strom oder Gas verkaufen wollen. Doch sie verlangen von ihren Kunden eine Vorkasse oder eine Kaution - noch bevor die ersten Kilowattstunden geliefert wurden. Verbraucherschützer wie Hörmann raten vor solchen Verträgen ab, da der Kunde im Fall einer möglichen Insolvenz seinen zuvor überwiesenen Rechnungsbetrag schlimmstenfalls nicht zurückfordern könnte.

Neben den Jahreskosten sollten auch die Vertragsbedingungen geprüft werden. "Wer jetzt seinen Strom- oder Gasanbieter wechselt, sollte sich eine möglichst lange Preisgarantie sichern, um vor zukünftigen Erhöhungen geschützt zu sein", sagt Peter Reese, Leiter des Bereichs Energiewirtschaft bei Verivox. Wichtig sei, auf das Kleingedruckte im Vertrag zu achten. "Handelt es sich um eine Garantie, die trotz Erhöhungen bei der Stromsteuer einen festen Preis garantiert? Oder besteht nur eine Preisfixierung, bei der geänderte Abgaben wie jetzt beim EEG oder auch steigende Netznutzungsentgelte trotzdem aufgeschlagen werden?

Für Hörmann kann ein Wechsel auch ein Mittel zum Protest sein. "Wer den großen Versorgern eins auswischen will, kann sich Öko- oder konventionellen Strom von einem der zahlreichen neuen, konzernunabhängigen Anbietern holen."