Eine junge Mutter berichtet, wie sie ihrem Kinderwunsch nach vielen Enttäuschungen schmerzhaft auf die Sprünge helfen musste.

Hamburg. Das Bild auf dem Monitor ist schwarz-weiß, die Konturen sind schemenhaft, aber eines ist deutlich zu erkennen: In der Mitte des Bildes pulsiert etwas. Ein Herzschlag, so schnell wie zwei flatternde Schmetterlingsflügel. So lange ersehnt, jetzt ist es offiziell: Ich bin schwanger. Aber anders als die meisten Schwangeren kann ich auf den Tag und die Minute genau sagen, wann das Ei in die Gebärmutter kam.

Es war an einem sonnigen Tag im Oktober in einem hellen, klinischen Raum und wurde von einem Arzt mit einem Transferkatheter gezielt dort platziert. Von Romantik keine Spur - aber Hauptsache, es hat funktioniert. Bis hierher war es ein sehr weiter, oft schmerzhafter Weg. Und bis man sein Kind endlich in die Arme schließen kann, sind noch bange Wochen und Monate zu überstehen. Ich weiß genau, wie sich diese Sorgen und Ängste anfühlen, denn dies ist nicht meine erste Schwangerschaft. Viermal zuvor war ich bereits "guter Hoffnung", aber leider hat es nicht geklappt. Wie unendlich traurig es ist, auf dem Monitor keinen Herzschlag mehr entdecken zu können, Blutungen zu bekommen und Fehlgeburten zu erleiden , lässt sich in Worten nicht beschreiben.

Ich bin 38, und seit ich mich erinnern kann, habe ich mir Kinder gewünscht. Mit 31 habe ich geheiratet, ein Jahr später wollten wir ein Baby. Ganz einfach, oder? Als es nicht sofort klappte, habe ich mir zunächst keine Sorgen gemacht. Ich fühlte mich jung und fit, hatte immer gesund gelebt. Als es nach einem Jahr trotzdem nicht klappen wollte, sprach ich mit meiner Frauenärztin. Auch sie meinte: Organisch sei alles in Ordnung, aber ich sollte versuchen, den Eisprung sanft zu stimulieren. Daraufhin probierte ich zweieinhalb Jahre lang alles Mögliche: natürliche Medizin, Vitamine, Schüßler-Salze, Homöopathie, Akupunktur, Medikamente, Eisprungcomputer. Dreimal wurde ich schwanger, aber die Freude war nur von kurzer Dauer.

Nach vielen weiteren frustrierenden Zyklen haben wir uns schließlich für den Weg ins Kinderwunschzentrum ( www.repromed.de ; unter dem Link "BRZ-Mitglieder" finden Sie Ärzte in der Nähe) entschieden. Dort wurde nach der Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch geforscht. Dabei kam heraus, dass ich von manchen Hormonen zu viel, von anderen wiederum zu wenig produziere und dass mein Körper einen Abwehrmechanismus einsetzt, der verhindert, dass sich ein befruchtetes Ei in der Gebärmutter einnisten kann. Daraufhin erhielt ich eine Hormonbehandlung, mit der die Eireifung verbessert werden sollte. Die Medikamente habe ich gut vertragen, abgesehen von einem Ziehen im Unterleib. Die Behandlung zog sich über einige Monate hin, brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. Daraufhin wurden meine Eileiter untersucht - prompt kam heraus, dass einer der beiden Eileiter nicht durchgängig war. Nach diesem Rückschlag war ich nun auch mental reif für eine künstliche Befruchtung.

Es ist erstaunlich, wozu man plötzlich bereit ist. Noch vor zwei Jahren hätte ich es nie für möglich gehalten, eine so "unnatürliche" Behandlungsmethode in Erwägung zu ziehen. Aber wenn man erst einmal so weit gegangen ist, macht der nächste Schritt auch nichts mehr aus. Alles dreht sich nur noch um diesen einen innigen Wunsch: endlich ein Kind zu bekommen. Und lieber mit Nachhilfe schwanger werden als natürlich kinderlos bleiben. Die letzten Jahre waren zermürbend: jeden Monat Hoffnung - jeden Monat Ernüchterung. Mit der Zeit wusste ich nicht mehr, wie ich mich motivieren sollte. Auch für die Partnerschaft war die Zeit eine Belastungsprobe. Aber jede neue Behandlung bringt auch neue Zuversicht. Bei einer In-vitro-Fertilisation (IVF) findet die Verschmelzung von Samen und Eizelle außerhalb des Körpers im Reagenzglas statt. Die Eizellen werden kurz zuvor aus den Eierstöcken entnommen. Damit in diesem Zyklus viele heranreifen, stimuliert man die Eierstöcke hormonell. Also wieder Hormone nehmen. Diesmal eine Kombination aus Tabletten und Spritzen. Noch vor einiger Zeit reichte schon der bloße Gedanke an Spritzen aus, um mich grün anlaufen zu lassen. Früher bettete mich mein Hausarzt vor jeder Blutabnahme vorsorglich auf eine Liege. Während der Kinderwunschbehandlung habe ich irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Ampullen Blut mir schon abgezapft wurden.

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Bei der IVF-Behandlung hatte ich sehr viel mehr mit den Hormongaben zu kämpfen. Meine Haut im Gesicht war pickliger als an den schlimmsten Tagen der Pubertät, ich fühlte mich unwohl und fremd im eigenen Körper und hätte ständig in Tränen ausbrechen können. Nach der ersten IVF wurde ich schwanger, aber nur für drei Monate. Der zweite Versuch - das pulsierende Pünktchen auf dem Ultraschallmonitor - war dafür ein Erfolg. Das Ergebnis strahlt mich heute an. Es ist ein echtes Wunder, für das ich jeden Tag unendlich dankbar bin. Trotz der vielen Hürden, die während der Behandlung zu überwinden waren, bin ich mir heute sicher, dass die künstliche Befruchtung für uns der richtige Weg war. Hätten wir uns früher dafür entschieden, wäre uns einiges erspart geblieben, und wir hätten viel Zeit gewonnen. Man darf sich nichts vormachen: Eine Kinderwunschbehandlung ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Man braucht Geduld, muss sowohl physisch als auch psychisch eine Menge einstecken können und hat dabei nie eine Garantie auf Erfolg. Aber es ist eine Chance, die man sich nicht von vornherein nehmen sollte. Es ist wie bei einem Marathon - wenn man erst einmal am Ziel angekommen ist, sind die Anstrengungen auf dem Weg dorthin schnell vergessen.