Dermatolge Prof. Peter Höger erklärt, dass Parasitenbefall nicht durch schlechte Hygiene entsteht

Läuse im Kindergarten, Flöhe in der Schule: Schon der Gedanke führt bei Eltern zu sofortigem Juckreiz. Prof. Peter Höger, Chefarzt der Abteilungen für Pädiatrie und Kinderdermatologie am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, gibt Tipps, wie Sie gegen die ungebetenen Haustiere vorgehen.

Hamburger Abendblatt:

Ist es eine Frage der Sauberkeit, wenn Kinder von Läusen, von Krätze oder von Flöhen befallen werden?

Prof. Peter Höger:

Diese Erkrankungen kommen in den besten Familien vor und sind meist kein Zeichen mangelnder Hygiene. Die häufigsten Parasiten bei Kindern sind die Läuse, insbesondere Kopfläuse.

Wie werden die Kopfläuse übertragen?

Die Übertragung geschieht von Mensch zu Mensch über Kontakt mit den Haaren, zum Beispiel wenn die Kinder in der Schule die Köpfe zusammenstecken. Ist ein Läusebefall ganzer Kindergartengruppen und Schulklassen nachgewiesen, kann es unter Umständen notwendig werden, die betroffenen Kindergärten oder Schulen vorübergehend zu schließen. Bei der Untersuchung der Kopfhaut findet man Läuse oder ihre Eier, die Nissen. Von Schuppen unterscheiden sie sich dadurch, dass sie als weiße Kügelchen fest an den Haaren haften.

Wie werden die Kinder diese Parasiten wieder los?

Die Haare werden mit einer Permethrinlösung gewaschen. Die Lösung sollte für 45 Minuten im Haar verbleiben. Eine Alternative ist Dimeticon, das allerdings - je nach Produkt - bis zu zwölf Stunden, das heißt über Nacht, einwirken sollte. Dann werden die Haare mit Wasser ohne Shampoo gewaschen und mit einem Nissenkamm ausgekämmt. Diese Prozedur sollte unbedingt zweimal im Abstand von sechs bis acht Tagen erfolgen, um alle Eier und Läuse abzutöten. Es kann aber zwei bis vier Wochen dauern, bis der Juckreiz endgültig abgeklungen ist. Ist die erste Behandlung abgeschlossen, können die Kinder wieder in den Kindergarten oder in die Schule gehen.

Wie entsteht die Krätze, auch Scabies genannt, und wie wird sie übertragen?

Die Krankheit wird durch Milben verursacht, die Gänge in die Hornschicht der Haut graben, in denen sie ihre Eier ablegen. Kinder stecken sich meist bei ihren Eltern über Hautkontakt an. Damit die Krankheit ausbrechen kann, müssen sich mindestens 30 Milben auf der Haut des Erkrankten befinden. Deswegen dauert es nach erfolgter Ansteckung drei bis sechs Wochen, bis sich die Krankheit bemerkbar macht. Symptome einer Krätze sind Juckreiz, Pusteln und längliche Gänge in der Haut, die leicht schuppen. Bei kleinen Kindern ist häufig der gesamte Körper einschließlich Hand- und Fußsohlen betroffen, bei älteren Kindern und Erwachsenen bevorzugt die Fingerzwischenräume, Hautfalten in der Achsel, der Nabelregion und im Genitalbereich.

Wie wird Krätze behandelt?

Durch Eincremen mit einer Permethrin-haltigen Creme, die nach acht bis zwölf Stunden abgewaschen wird. Diese Therapie hat eine Wirksamkeit von 85 bis 90 Prozent.

Welche Maßnahmen muss man zusätzlich bei einem Krätzebefall ergreifen, um die Parasiten endgültig zu beseitigen?

Um die Milben dauerhaft zu entfernen, sollte Folgendes beachtet werden: Alle Textilien, die der Patient getragen hat, sollten bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Was nicht in der Waschmaschine gereinigt werden kann, sollte bei minus 20 Grad über Nacht in die Kühltruhe gesteckt werden. Vom Patienten getragene Kleidung, Schuhe und Bettwäsche sollten danach für 72 Stunden nicht von jemand anderem benutzt oder getragen werden. Am Tag nach der Behandlung können die Kinder wieder in den Kindergarten oder in die Schule gehen. Alle möglichen Kontaktpersonen müssen simultan mitbehandelt werden, damit die Krätze nicht immer wieder neu ausbricht, denn gegen diese Krankheit wird man nicht immun.

Was kann man gegen Flohstiche tun?

Behandeln kann man die Flohstiche mit Medikamenten, die den Juckreiz stillen. Das Wichtigste ist aber, die Quelle der Flöhe im Haushalt ausfindig zu machen und zu beseitigen, zum Beispiel alte Teppiche. Haustiere sollten regelmäßig gegen Flöhe behandelt werden, denn vor allem Katzen übertragen die Flöhe.