Helmut Schmidt fordert die öffentliche Anerkennung von gemeinnützigen Stiftern. Der Altkanzler spendete mehrere Millionen Euro.

Altstadt. Die Amerikaner haben es vorgemacht: 40 der reichsten US-Bürger, darunter Microsoft-Gründer Bill Gates und Großinvestor Waren Buffett, haben jüngst bekannt gegeben, die Hälfte ihrer Vermögen verschenken zu wollen. 100 Milliarden Dollar kommen dabei zusammen. Wohlhabende Menschen gibt es aber auch in Hamburg: Neben Versandhausunternehmer Werner Otto oder den Maschinenbauer Kurt Körber, die Millionen gespendet haben, zählt auch Altbundeskanzler und "Zeit"-Herausgeber Helmut Schmidt zu den Mäzenen, die Geld übrig haben für gemeinnützige Zwecke.

Im "Zeit"-Magazin, das heute erscheint, sagt Schmidt : "Meine Frau und ich haben insgesamt mehrere Millionen Euro für verschiedene Stiftungen aufgebracht." Das Geld stamme hauptsächlich aus den Einkünften für seine Bücher, sagt der 91-Jährige in dem Interview. "Es ist reiner Zufall, dass sich gegen Ende meines Lebens meine Bücher so gut verkauft haben."

Reich oder vermögend hätten er und seine Ehefrau Loki nie sein wollen. Allein eine knappe Million ging an die von Schmidt mitgegründete Deutsche Nationalstiftung, die das Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland fördert. Helmut Schmidt ist stolz darauf, dass seine Heimatstadt eine ähnliche Tradition gemeinnütziger Stiftungen hat wie in den USA. Die hat dort seit einem Jahrhundert Bestand. "Die Hamburger sind ja vor allem Einzelkaufleute oder Einzelreeder gewesen, aber sie haben Krankenhäuser gestiftet, sie haben das Rauhe Haus gestiftet, um verwaisten Kindern zu helfen, sie haben Altersheime gestiftet."

Schmidt lobt Millionenspender wie Werner Otto oder Kurt Körber für ihre Leistungen. "Gemeinnützige Stiftungen bedürfen der öffentlichen Anerkennung des Stifters." Vor vielen Jahrzehnten habe er mal angeregt, die Namen jener Menschen, die durch gemeinnützige Stiftungen der Stadt Hamburg geholfen haben, im Rathaus an der Wand einzumeißeln. Bislang sei aber nur der Name seines Freundes Kurt Körber dort tatsächlich eingemeißelt, die Sache dann aber nicht fortgesetzt worden: "Vielleicht aus kleinlichen Motiven, vielleicht aus Unachtsamkeit. Inzwischen müssten da eigentlich viele andere Namen stehen."

Dem Einwand, dass in einer Demokratie Reiche nicht allein bestimmen dürfen, was gefördert wird und was nicht, widerspricht Schmidt nicht ausdrücklich, es komme auf die Größenordnung an: "Wenn die Höhe des Stiftungskapitals drei oder gar fünf Prozent des gesamten öffentlichen Haushalts entspräche, würde ich diesen Vorwurf für gerechtfertigt halten."

Zum Vorschlag einer sogenannten Reichensteuer sagt Schmidt, er wolle sich das Wort nicht zu eigen machen, aber er sei "durchaus dafür, dass in der gegenwärtigen Situation, in der sich alle großen Staaten der Welt in hohem Maße haben verschulden müssen, um Banken und Versicherung zu retten, die Spitzensteuersätze nach oben gezogen werden."