Helmut Schmidt war erneut Gast in der Talkshow “Beckmann“. Diesmal zusammen mit seinem langjährigen Freund, dem Historiker Fritz Stern.

Hamburg. Die geliebte Mentholzigarette - sie fehlte natürlich nicht. Gestern Abend war Altkanzler Helmut Schmidt (91) schon zum vierten Mal zu Gast in der Fernseh-Talkshow "Beckmann" (ARD). Mit dabei: sein langjähriger Freund, der Historiker Fritz Stern (84).

Seit mehr als drei Jahrzehnten sind sie miteinander bekannt. Stern war schon oft bei Helmut und seiner Ehefrau Loki Schmidt (90) in Langenhorn zu Besuch. Dort sprachen sie neben privaten Themen auch über politische. Einige dieser Gespräche haben Helmut Schmidt und Fritz Stern nun als Buch veröffentlicht ("Unser Jahrhundert: Ein Gespräch"). Es geht um Deutschland und Amerika, den Zweiten Weltkrieg und den Aufstieg Chinas, um John F. Kennedy, Helmut Kohl und Johannes Paul II.

Schmidt, seit 1983 Hamburger Ehrenbürger, erlebte die Schrecken des Krieges als Frontsoldat. Stern floh als Jugendlicher wegen seiner jüdischen Abstammung vor dem Nazi-Regime in die USA. Dort studierte und promovierte er an der Columbia Universität in New York, arbeitete anschließend an der renommierten Hochschule Princeton als Professor für Geschichte.

Gestern sprachen Schmidt und Stern über die Lehren der Vergangenheit für die Welt und aktuelle politische Ereignisse. Bei einer Tasse Kaffee und etlichen Zigaretten bezeichnete der Altkanzler die derzeitige Hartz-IV-Debatte als "Wichtigtuerei" und Außenminister Guido Westerwelle als "Meister der Wichtigtuerei". Der FDP-Chef irre, wenn er von "anstrengungslosem Wohlstand" und "spätrömischer Dekadenz" spreche. Helmut Schmidt sagte: "Es gibt niemanden, der dem Volk Wohlstand versprochen hat, ohne dass man dafür arbeiten muss. Er redet gegen jemanden, den es gar nicht gibt."

Natürlich müssten sich die Deutschen künftig auf gravierende Änderungen einstellen. Als Beispiel nannte er unter anderem eine längere Lebensarbeitszeit. Allerdings sei das Solidaritätsprinzip unverzichtbar: "Ich gehe so weit, zu sagen, dass der Wohlfahrtsstaat die größte kulturelle Leistung ist - neben vielen Minusleistungen und Verbrechen -, die die Europäer im Laufe des 20. Jahrhunderts zustande gebracht haben."