Pieter Wasmuth löst Rainer Schubach als Hamburg-Chef von Vattenfall ab. Auf den 44-jährigen Nachfolger warten zahlreiche Aufgaben.

Hamburg. Er hat sich beruflich schon mit der Solarenergie beschäftigt und mit Windrädern. Jetzt stehen neben regenerativen Energien auch Kohle- und Atomkraftwerke im Fokus von Pieter Wasmuth (44) . Der gebürtige Hamburger war unter anderem Manager für Solarenergie bei der Shell und von 2005 bis September 2009 Vorstand bei Repower. Seit 1. Juli ist er beim Hamburger Versorger Vattenfall und wird Nachfolger vom bisherigen Hamburg-Chef Rainer Schubach . Der 64-Jährige tritt nach 37 Jahren beim Konzern am 1. Oktober in den Ruhestand.

Auf Wasmuth warten viele Aufgaben. Das im Bau befindliche Kohlekraftwerk Moorburg ist bei der GAL umstritten. Zudem will eine Bürgerinitiative erreichen, dass die Stadt nach Ablauf des Konzessionsvertrags Anfang 2015 das insgesamt 25.700 Kilometer lange Stromnetz in Hamburg kauft. Vattenfall will das Netz aber nicht abgeben. Der Konzern hat es aufgebaut und managt es schon seit mehr als 100 Jahren. Es geht ausschließlich um das Niederspannungsnetz, mit dem der Strom in die Steckdosen der Haushalte kommt.

"Wir wollen ein verlässlicher Partner der Stadt bleiben"

Der Diplom-Kaufmann Wasmuth setzt bei seiner künftigen Funktion auf Kooperation. "Wir wollen ein verlässlicher Partner der Stadt bleiben", sagt der Vater dreier Kinder. "Ich wünsche mir, dass, wenn ich in der Stadt spazieren gehe, die Leute sagen, ach, da ist ja Herr Wasmuth von Vattenfall." Der Weg dahin wird steinig sein, denn es geht um Milliarden. Zwar weiß niemand, wie teuer die Leitungen für die Stadt genau wären. Aber es gibt Schätzungen, dass die Kosten zwischen drei und fünf Milliarden Euro betragen, sollte Hamburg nicht nur das Strom-, sondern auch das Gasnetz, das derzeit von E.on Hanse betrieben wird, sowie die Fernwärmeleitungen von Vattenfall übernehmen. Die Netze könnten dann an den neuen städtischen Versorger Hamburg Energie vergeben werden. Der konkrete Preis müsste allerdings vor Gericht ermittelt werden.

Vattenfall investiert jedes Jahr 160 Millionen Euro in sein Hamburger Netz

In der Vergangenheit konnten die Konzerne mit ihren Netzen viel Geld verdienen. Doch nach der Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte sind die Gebühren für die Netznutzung durch die Regulierungsbehörde reglementiert. Die Rendite liegt - festgelegt von der Behörde - bei rund fünf Prozent. Ein Großteil davon wird wieder in die Leitungen gesteckt. "Wir geben jedes Jahr für Investitionen und Aufwand 160 Millionen Euro in die Netze. Der Investitionsbedarf wird in den nächsten Jahren wegen der Lebenszyklen der Netze weiter steigen", sagt Matthias Ridder, Leiter Kundenmanagement beim Hamburger Verteilnetz.

Statistisch gesehen musste jeder Hamburger Kunde im Jahr 2008 rund 16 Minuten Stromausfall verkraften, bundesweit waren es 17 Minuten. 2009 sank der Wert in der Hansestadt auf zwölf Minuten. Wasmuth, dessen Familie schon seit Generationen in der Hansestadt angesiedelt ist, will den Stromausfall weiter minimieren - und damit Vattenfalls Position im Poker um die Zukunft des Hamburger Stromnetzes stärken.