Das Halbjahresergebnis ist über dem Niveau von 2009. Hamburger Hafen und Logistik AG fertigt knapp neun Prozent mehr Container ab.

Hamburg. Der Hamburger Hafen hat die Wende beim Umschlag geschafft. Nachdem nach dem ersten Quartal die Zahl der abgefertigten Container noch um vier Prozent unter dem Vorjahr lag, konnte bis Ende Juni das Vorjahresergebnis übertroffen werden. So wurden nach Informationen des Abendblatts in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr als 3,7 Millionen Standardcontainer (TEU) verladen, nachdem es im Vorjahreszeitraum 3,6 Millionen TEU waren. Auch der Gesamtumschlag erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 54,2 Millionen auf mehr als 58 Millionen Tonnen. Am Montag will das Hafen Hamburg Marketing Zahlen für Januar bis Juni vorlegen. In Rotterdam stieg der Containerumschlag im Halbjahr um 18 Prozent auf 5,4 Millionen, in Bremerhaven um 11,9 Prozent auf 2,4 Millionen TEU.

Das Plus im Containerumschlag geht auf die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) zurück. Sie erzielte einen Zuwachs um 8,9 Prozent auf 2,633 Millionen TEU - ein deutliches Wachstum, nachdem bis Ende März nur durch die Beteiligung in Odessa ein Plus von 0,5 Prozent erzielt wurde. "Jetzt legten die Terminals in Hamburg zu", sagt HHLA-Sprecher Mark Krümpel.


Eurogate liegt zwar mit 1,1 Millionen TEU im Halbjahr noch mit 3,8 Prozent im Minus. Sprecherin Corinna Romke ist aber sicher: "Hamburg holt wieder auf." Auch die Hafengruppe Buss geht davon aus, dass 2010 die 105 000 TEU von 2009 übertroffen werden. "Das weltweite Wachstum wirkt sich jetzt auf den Welthandel aus", sagt Burkhard Lemper, Direktor am Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) - und die Prognosewerte steigen. So erwartet der Internationale Währungsfonds jetzt ein Plus von 4,6 statt zuvor 4,2 Prozent.

Insgesamt nahm der Containerverkehr im ersten Halbjahr bereits um 17 Prozent zu. Die Wachstumslokomotive auch für Hamburg bleibt China. So stieg der Umschlag in den Häfen des Reichs der Mitte um 20 Prozent, heißt es im Halbjahresbericht der HHLA. Konzernchef Klaus-Dieter Peters rechnet "trotz eines hart umkämpften Marktes mit einem Umsatz über Vorjahr".

Bisher ist ihm das gelungen. Mit 505,1 Millionen Euro liegt Hamburgs größter Hafenbetrieb um 0,8 Prozent über dem Vorjahr. In diesem Jahr soll nun mehr als eine Milliarde Euro (Vorjahr 990,7 Millionen) erreicht werden. Das operative Ergebnis liegt zwar mit 81,4 Millionen noch 0,2 Prozent unter dem Vorjahr, aber nach Steuern hat die HHLA mit 44,9 Millionen Euro 2,7 Prozent mehr verdient als 2009. Peters peilt für das Gesamtjahr ein Plus von zehn Prozent im Umschlag an. Das könnte, glauben Experten, auch der gesamte Hafen schaffen. Nach den sieben Millionen TEU 2009 scheinen 7,7 oder gar acht Millionen TEU möglich.

Zumal die HHLA davon ausgeht, dass nun keine Zubringerverkehre für die Ostsee mehr abwandern, die Container aus Übersee weiterverteilen. "Wenn die Transportkosten steigen, profitiert Hamburg gegenüber Rotterdam wieder von seiner günstigeren Lage zu Osteuropa", sagt HHLA-Sprecher Krümpel.


So hat die französische Großreederei CMA/CGM angekündigt, Verkehre wieder von Zeebrügge nach Hamburg zu holen. Ihr folgt mit Team Lines jetzt die größte Zubringerreederei in Hamburg. So werden von September an drei Dienste nach Polen, Russland und Finnland Hamburg und Bremerhaven, aber nicht mehr Rotterdam bedienen. "Es handelt sich um die größten Frachter, die den Nord-Ostsee-Kanal passieren können", sagt Hans-Christian Mordhorst, kaufmännischer Direktor bei Team Lines. Und zu den Gründen für den neuen Kurs: "Die Überseereeder wollten mehr Anläufe in Hamburg."