Im Juli fielen gerade einmal zwölf Prozent des üblichen Niederschlags, der Wasserverbrauch schnellte in die Höhe. Heute soll es regnen.

Hamburg. Rasenflächen zeigen sich welk und braun, die Alsterwiesen sind stellenweise trocken wie eine Steppe, und der Mais auf den Feldern im Westen der Stadt wirkt so schlaff wie Büromenschen ohne Klimaanlage: Nach nahezu sechs Wochen ohne Regen und Temperaturen von oft mehr als 30 Grad lebt es sich in Hamburg wie im Wüstenklima. Selten dürfte daher der für die nächsten Tage prognostizierte Regen so erwünscht sein wie diesmal.

Wie stark es regnen wird, ist aber noch offen. Auch in den vergangenen Wochen hatten sich angekündigte Gewitter schon häufig vor Hamburg regelrecht entladen, weil sie über Hamburg zu wenig feuchte Luft fanden, um sich weiter zu entwickeln. "Wir sagen, sie sind vorher verhungert", sagt die Meteorologin Julia Fruntke vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation. Daher waren der Juni und Juli im Nordosten der Republik und damit auch in Hamburg nicht nur gefühlt, sondern auch tatsächlich "ungewöhnlich" trocken, wie Julia Fruntke bestätigt.

+++ Viele Krankenhäuser in Hamburg ohne Klimaanlagen +++

Im Juni fiel in Hamburg beispielsweise nur etwa die Hälfte des üblichen Regens. Im Juli registrierten die Wetterbeobachter bisher mit 9,8 Litern pro Quadratmeter sogar nur zwölf Prozent des normalen Niederschlags. Noch weniger waren es in Mecklenburg-Vorpommern, wo teilweise nur knapp drei Prozent der durchschnittlichen Regenmengen niederging. Allerdings: Völlig extrem ist dieser trockene Sommer nicht, sagt Meteorologin Fruntke. Auch schon im Juli 2006 habe es ähnliche Trockenperioden und hohe Temperaturen gegeben.

Bemerkbar macht sich ein solches Wetter derzeit nicht nur an den Eisdielen oder in Freibädern. Rund um und in Hamburg erreichte die Waldbrandgefahr höchste Stufen, im Niendorfer Gehege durfte daher nicht mehr gegrillt werden, und auch der Bezirk Mitte appelliert an alle Qoutdoor-Griller, vorsichtig zu sein und möglichst hochbeinige Grills zu verwenden.

Deutlich stieg in Hamburg auch der Wasserverbrauch, mancher Gartenfreund dürfte seinen kleinen Privatregen aus dem Wasserhahn gezaubert haben; So liegt nach Angaben des städtischen Unternehmens Hamburg Wasser der tägliche Verbrauch bei gut 280 Millionen Litern am Tag in der Stadt. Im Juli hingegen pumpten die 17 Hamburger Wasserwerke bis zu 427 Millionen Liter (am 9. Juli) hinaus.

Allerdings muss sich niemand in der Nordheide, wo etwa zwölf Prozent des Hamburger Trinkwassers gefördert wird, jetzt vor einer akuten Wüstenbildung fürchten. Übers Jahr betrachtet, fördert Hamburg aus seinen Brunnen lediglich ein Viertel der Menge, die sich jedes Jahr neu bildet. "Wir fördern nachhaltig", sagt Hamburg-Wasser-Sprecher Carsten Roth. Und auch in vergangenen Jahren habe es schon ähnliche Spitzenwerte gegeben. Im Sommer 2003 lag der Verbrauch sogar bei 450 Millionen Litern am Tag.

Sorgen bereitet die Trockenheit trotz heutiger (möglicher) Schauer weiterhin der Landwirtschaft. Wenn sich Gartenbesitzer über braunen Rasen ärgern, wächst eben auch auf den Wiesen kein Gras mehr. "Wir müssen mit Winterfutter nachfüttern", sagt Heinz Behrmann, Landwirt in Sülldorf und Präsident des Hamburger Bauernverbands. Hinzu kommen Ernte-Einbußen beim Getreide von bis zu 30 Prozent und beim Mais sogar von bis zu 50 Prozent. "Bei Trockenstress stellen Pflanzen das Wachstum ein und produzieren nur noch so viel Samen, wie sie zur Erhaltung brauchen", sagt Behrmann.

Und selbst wenn in den nächsten Tagen viel Regen dem Mais den Stress nehmen sollte - wie der Sommer danach wird, kann niemand sagen: "Seriöse Wetterprognosen", sagt Meteorologin Julia Fruntke, "sind eben nur für etwa drei Tage möglich."