Beschäftigte an den Sicherheitskontrollen legen überraschend die Arbeit nieder. Ihr Protest richtet sich gegen Ausweitung der Teilzeitarbeit.

Hamburg. Der Warnstreik an den Sicherheitskontrollen von fünf deutschen Flughäfen hat in Hamburg besonders starke Wirkung gezeigt. "Etwa 10.000 Fluggäste waren hier betroffen", sagte Flughafensprecherin Stefanie Harder dem Abendblatt. Lange Warteschlangen wanden sich durch die Terminals. Von den rund 140 sogenannten Luftsicherheitsassistenten, die bei einem privaten Dienstleister angestellt sind und im Auftrag der Bundespolizei arbeiten, hätten sich in der Zeit zwischen 6 und 8 Uhr gut 90 an dem Warnstreik beteiligt.

Insgesamt demonstrierten in Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Bremen und Hannover nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di rund 500 Beschäftigte mit der Arbeitsniederlegung gegen die Ausdehnung befristeter Arbeitsverhältnisse sowie gegen erzwungene Teilzeitarbeit. "Um die Auswirkungen für die Passagiere möglichst gering zu halten, fanden die Streiks zeitlich begrenzt in den frühen Morgenstunden statt", teilte Ver.di mit.

Stefanie Harder sieht das ganz anders: "Die frühen Morgenstunden sind die stärksten des Tages." Der Warnstreik sei "vollkommen unangemessen", denn Ver.di habe "in Kauf genommen, eine möglichst große Zahl von Passagieren zu treffen" - zumal aktuell bereits die Urlaubszeit beginnt. Außerdem habe es überhaupt keine Vorwarnzeit gegeben, sodass es nicht möglich gewesen sei, rechtzeitig Alternativen für die Fluggäste zu finden. Zeitweise seien von den 21 Kontrollspuren, die um diese Tageszeit üblicherweise alle genutzt werden, nur drei geöffnet gewesen, so Harder. Etwa 35 Maschinen seien verspätet abgeflogen, praktisch jede in dem Zeitraum des Warnstreiks. Denn in vielen Fällen musste Gepäck, das bereits ins Flugzeug gebracht worden war, wieder ausgeladen werden, weil der Besitzer nicht rechtzeitig durch die Sicherheitskontrolle kam und umbuchen musste.

+++ Fragwürdiger Flughafen-Streik +++

Etliche Jets starteten mit sehr wenigen Passagieren an Bord, um die Flugpläne nicht zu gefährden, vier Verbindungen wurden gestrichen. Auch Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber kritisierte den Warnstreik in Hamburg: "Das war sehr krass, was da heute passiert ist", sagte er. 4000 Lufthansa-Passagiere seien betroffen gewesen, darunter viele Familien mit kleinen Kindern, die in den Urlaub fliegen wollten.

In der Auseinandersetzung zwischen Ver.di und den Arbeitgebern des Sicherheitsgewerbes geht es um einen neuen Manteltarifvertrag für die bundesweit 12 000 Beschäftigten an den Flughäfen. Die Gewerkschaft wendet sich unter anderem dagegen, dass nach ihren Angaben in der Branche nur noch Teilzeitarbeitsverträge mit einer unbestimmten Stundenzahl ausgestellt werden und die Beschäftigten von ihren Vergütungen kaum leben könnten.

"Das Passagieraufkommen während des Tages schwankt so stark, dass sich dies wegen des steigenden Kostendrucks, den die Fluggesellschaften letztlich an die Sicherheitsdienstleister weitergeben, oft nur durch Teilzeitverträge wirtschaftlich abdecken lässt", sagte dazu Oliver Arning, Sprecher des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW).

Dessen Hauptgeschäftsführer Harald Olschok reagierte mit Unverständnis auf die Warnstreiks: Es sei "nicht nachvollziehbar", warum Ver.di bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde zu so "drastischen Maßnahmen" greife. Der Verband sei zu einem schnellen Abschluss bereit.

Die nächste Tarifverhandlungsrunde ist für den 27. Juli angesetzt. Sommerurlauber müssten in den nächsten Wochen aber keine neuen Arbeitsniederlegungen der Sicherheitsleute an den deutschen Flughäfen fürchten, sagte Ver.di-Verhandlungsführer Andreas Sander der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir werden in den Sommerferien nicht streiken."