Die Gewerkschaft hat für ihre Aktion die falsche Zeit gewählt

Mal sind es Piloten, ein anderes Mal Fluglotsen, Vorfeldmitarbeiter, Flugbegleiter oder - so wie gestern - die Beschäftigten an den Sicherheitskontrollen: In der europäischen Luftfahrt ist es in den vergangenen beiden Jahren auffallend häufig zu Streiks gekommen, immer waren Passagiere aus Deutschland betroffen.

Ursache ist der zunehmende Preis- und Kostendruck in der Branche. Billigflieger haben die Erwartung geweckt, für zweistellige Euro-Beträge quer durch Europa düsen zu können, auf den Langstrecken dringen Golfstaaten-Airlines mit Kampfpreisen vor. Vordergründig handeln Verbraucher rational, wenn sie solche Chancen nutzen, doch indirekt sind sie für den Kostendruck mit verantwortlich.

Zwar ist dieser in der Wirtschaft längst allgegenwärtig. Doch in der Luftfahrt spielt die Sicherheit eine überragend wichtige Rolle. Dass die Fluggäste stets sicher wieder landen können, darf nicht durch Sparmaßnahmen gefährdet werden; zumindest darüber müssten sich alle einig sein.

Angesichts der 10 000 verärgerten Passagiere allein in Hamburg sollten die Gewerkschaften aber auch dies bedenken: Wenn wenige Personen mit ihren Streiks sehr große Wirkung erzielen können und diesen Effekt bewusst nutzen, macht das die entsprechende Berufsgruppe nicht populärer.

Was für Lokführer und Piloten gilt, dürfte auch für Sicherheitsdienstleister gelten - obwohl jedem klar ist, dass sie nicht wie die Piloten zu den überdurchschnittlich bezahlten Arbeitnehmern zählen. Fragwürdig ist es aber schon, in einer Situation, in der die Verhandlungslage noch nicht verfahren ist, einen Warnstreik in der verkehrsreichsten Tageszeit zu Beginn der Sommerreisezeit anzusetzen

Doch auch der Staat darf sich mit Blick auf einen der Hauptstreitpunkte des Tarifkonflikts - die erzwungene Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung - nicht aus der Verantwortung stehlen: Er muss die Rahmenbedingungen so setzen, dass nicht künftig immer mehr Menschen von ihrer Arbeit nicht mehr leben können.