Tarifstreit zwischen Pflegen & Wohnen und der Gewerkschaft droht sich auszuweiten. Auch nach gut sechs Wochen Streik keine Einigung in Sicht.

Hamburg. Die Verhandlungen im Tarifkonflikt zwischen Hamburgs größtem Pflegeheimbetreiber Pflegen & Wohnen und der Gewerkschaft Ver.di sind zum Erliegen gekommen. Auch nach gut sechs Wochen Streik ist keine Einigung im Streit um einen Tarifvertrag in Sicht. An vielen Tagen kommt nur noch ein Notdienst zum Einsatz. Leidtragende sind laut Betriebsratschef Rolf in der Stroh die Bewohner.

Seit Anfang Januar legen die Mitarbeiter jeden Tag an einem der 13 Standorte die Arbeit nieder, an zwei Tagen der Woche sogar an allen. Lediglich eine Rumpfmannschaft sichert ein Mindestmaß an Betreuung der Senioren und Komapatienten. Es habe bereits Beschwerden von Bewohnern und deren Angehörigen bei der Geschäftsleitung gegeben. So seien bereits Zahlungsminderungen wegen ausbleibender Leistungen angemeldet worden, berichtet der Betriebsratschef. Offenbar ohne Erfolg. "Vonseiten der Unternehmensleitung hat es bislang keine Signale gegeben, sich mit uns an den Verhandlungstisch zu setzen", sagt Ver.di-Verhandlungsführerin Hilke Stein. Stattdessen wolle die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung aushandeln. Diesem Ansinnen erteilte Rolf in der Stroh eine klare Absage. "Als Betriebsrat dürfen wir überhaupt keine Verhandlungen über Löhne und Gehälter führen."

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Wie berichtet, hatte die Geschäftsleitung von Pflegen & Wohnen den Tarifvertrag im vergangenen Sommer gekündigt. Ein privates Unternehmerkonsortium hatte den Pflegeheimbetreiber mit rund 1650 Mitabeitern erst im Jahr 2007 von der Stadt Hamburg übernommen. Seit der Kündigung versucht Ver.di, einen neuen Tarifvertrag auszuhandeln. Laut Hilke Stein hat sich die Gewerkschaft auf Pflegen & Wohnen zubewegt. Die nächste Lohnerhöhung von 2,5 Prozent sollte erst 2014 kommen. Die bislang letzte sei schon 2009 vorgenommen worden.

Allein in diesem Jahr hätte der Gewerkschaftsvorschlag dem Betrieb eine Ersparnis von 1,2 Millionen Euro gebracht, sagt Stein. Pflegen & Wohnen beharre weiterhin auf einer Betriebsvereinbarung. Die Geschäftsleitung war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Sollte es keine Bewegung geben, will Ver.di den Arbeitskampf ausweiten. "Wir stehen vor einem Dilemma", sagt Gewerkschafterin Hilke Stein, "unserem Grundrecht auf Streik und dem Grundrecht der Bewohner auf körperliche Unversehrtheit."