Behörden gehen bei Tod der Sechsjährigen in Blankenese von einem Einzelfall aus. Labor-Ergebnisse werden in Kürze erwartet.

Hamburg. Am Nachmittag rechnet das Bezirksamt Altona mit ersten Ergebnissen im Fall des an den Folgen einer EHEC-Infektion gestorbenen Mädchens Sophie. Die Sechsjährige besuchte die erste Klasse der Gorch-Fock-Schule in Blankenese. Dort informieren heute ab 12.30 Uhr zwei Ärzte des örtlichen Gesundheitsamtes besorgte Eltern. "Da das Mädchen sich etwa um den 6. Februar infiziert haben muss und bisher bei keinem ihrer Klassenkameraden Symptome wie Durchfall oder Bauchschmerzen aufgetreten sind, gehen wir davon aus, dass das Hort-Essen nicht der Krankheitsüberträger war", sagt Kerstin Godenschwege, Pressesprecherin des Bezirksamts Altona. Deshalb werden derzeit nur Lebensmittelproben aus dem Haushalt der Familie und den Läden, in denen sie einkauft, analysiert. Außerdem wird untersucht, ob die Form des EHEC-Erregers, an dem das Mädchen erkrankt ist, dieselbe ist, die im vergangenen Jahr die schwere EHEC-Epidemie ausgelöst hat. Die Ergebnisse werden für heute Nachmittag erwartet. Da bisher von einem Einzelfall ausgegangen wird, ist das Bezirksamt für die Ermittlungen und Informationsweitergabe verantwortlich und nicht wie bei einer Epidemie die Gesundheitsbehörde. Trotz des Todesfalls geht der Unterricht an der Grundschule in Blankenese weiter. Die Schulbehörde will für besorgte Eltern eine Sprechstunde mit Ärzten anbieten

In einem Elternbrief informierte die Leiterin der Gorch-Fock-Schule in Blankenese die Eltern darüber, was in der Nacht zum Sonntag geschehen war: Eine Schülerin der Klasse 1e ist an schweren Nierenschäden gestorben, eine Sechsjährige, der weder die besten Mediziner noch eine Dialyse helfen konnten, nachdem sie "mit an Sicherhit grenzender Wahrscheinlichkeit", so formuliert es die Schulleiterin, an EHEC erkrankt war.

"Der gesicherte Befund stand bis Freitagmittag noch aus. Der schwere Verlauf der Krankheit macht uns alle fassungslos und tief betroffen. All unsere Gedanken sind bei den Eltern", schreibt die Schulleiterin an die Eltern. Am Donnerstag vergangener Woche sei sie von der Behörde für Gesundheit über die schwere Erkrankung der Sechsjährigen informiert worden. Sie habe daraufhin alle Eltern angeschrieben, die Kinder in der 1e haben. Von einer schulweiten Information habe die Behörde ihr abgeraten, schreibt die Rektorin. Grund: Bei der Infektion handele es sich um einen Einzelfall.

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Noch am Donnerstag habe es eine Flächendesinfektion in der Turnhalle und im Klassenraum der 1e gegeben. Alle Türklinken seien desinfiziert, die Schülerinnen und Schüler mit Sterilium ausgestattet worden. "Ich versichere Ihnen, dass ich alles in Bewegung setze, um die Hygienevorschriften hier in der Schule in höchstem Maße umzusetzen", schreibt die Schulleiterin weiter. Nach Rücksprache mit der Amtsärztin rät die Rektorin den Eltern, mit ihren Kindern einen Arzt aufzusuchen, sobald Symptome wie Bauchschmerzen oder Durchfall auftreten.

Ob die Kinder auch in den kommenden Tagen in die Schule gehen sollen, müssen die Eltern entscheiden. Es ist ihnen freigestellt, die Kinder zu Hause zu behalten. Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde wollen in Kürze weitere Maßnahmen beschließen. Zum Abschluss der Eltern-Information schreibt die Rektorin: "Eine große Aufgabe wird es neben der gesundheitlichen Vorsorge sein, die Kinder in ihrer Trauer aufzufangen, dieser genügend Raum zu lassen und gleichzeitig Angst oder gar Panik zu vermeiden. Dieser Aufgabe werden wir uns als Kollegium gemeinsam stellen."

Bei dem größten bekannten EHEC-Ausbruch in Deutschland im Frühsommer 2011 waren bundesweit 53 Menschen gestorben. Aus Ägypten importierte Bockshornkleesamen gelten als Quelle für die Infektionen. Bundesweit gibt es pro Jahr fast 1000 Fälle unterschiedlicher EHEC-Infektionen. 2009 wurden in Deutschland insgesamt 836 EHEC-bedingte Durchfallerkrankungen an das Robert-Koch-Institut gemeldet, 44 Prozent der Erkrankten waren Kinder unter fünf Jahren.

(Mit Material von dapd)