Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Mit Olympia haben die deutschen Mannschaftssportarten so ihr Problem. Bislang sind nur die Hockeyherren und -damen für die Spiele in London qualifiziert. Und wenn es schlecht läuft, und das ist eher zu erwarten als das Gegenteil, werden es die beiden einzigen Teams bleiben. Um das zu erklären, reicht ein Blick auf das Aufgebot der Handball-Nationalmannschaft für die EM in Serbien, die am Sonntag beginnt und die letzte Chance für die deutsche Auswahl ist, sich für ein olympisches Ausscheidungsturnier zu qualifizieren. Kapitän Pascal Hens ist der einzige Spieler des deutschen Meisters HSV, Dominik Klein und Christian Sprenger die einzigen des souveränen Bundesliga-Tabellenführers THW Kiel. Im Fußball dagegen stellten zuletzt die Branchenführer Bayern München und Borussia Dortmund das Gros des Nationalkaders.

Spielpraxis auf höchstem Vereinsniveau fehlt den besten deutschen Spielern nicht nur im Handball, auch im Basketball oder Volleyball sind die Einsatzzeiten für heimische Spitzenkräfte in den Topklubs überschaubar. Die Basketballer haben deshalb begonnen, Quoten für deutsche Spieler einzuführen. Der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand hatte sie jahrelang auch für seine Sportart gefordert. Vergeblich. Resigniert trat er im vergangenen Sommer zurück.

Während die internationale Konkurrenz im Hockey übersichtlich bleibt, müssen sich deutsche Basketballer, Volleyballer und Handballer mit hochbezahlten Profis auseinandersetzen. Das ist zu einem ungleichen Kampf geraten, weil den meisten Spielern dafür die Erfahrung fehlt.