Nach dem Rücktzug von Michael Freytag ist Christoph Ahlhaus erster Kandidat, falls Ole von Beust bei der Wahl 2012 nicht mehr antreten würde.

Hamburg. Einen Tag nach dem Rücktritt von Michael Freytag als Hamburger Finanzsenator und CDU-Landeschef sind die Kräfteverhältnisse in der Partei neu austariert. Innensenator Christoph Ahlhaus ist zum aussichtsreichsten Kandidaten für eine Nachfolge von Bürgermeister Ole von Beust avanciert, falls er dereinst seinen Rückzug aus der Politik erklären sollte. Nach Abendblatt-Informationen ist eine Verabredung zwischen Ahlhaus und dem Bürgerschafts-Fraktionsvorsitzenden Frank Schira dafür verantwortlich, dass dem Innensenator nun die Rolle des Kronprinzen zufällt. Die beiden Christdemokraten waren in den zurückliegenden Wochen in Konkurrenz um eine mögliche künftige Führung der Partei geraten.

Wie berichtet, ist Schira unmittelbar nach dem Rücktritt Freytags am Montagabend zum geschäftsführenden Landesvorsitzenden gewählt worden. Schira wird auch auf dem CDU-Parteitag Ende Juni regulär für das Amt kandidieren, wenn die Neuwahl turnusgemäß ansteht. Erstmals seit 1981 werden damit Partei- und Fraktionsvorsitz der Union in einer Hand liegen. Damals hatte Jürgen Echternach beide Ämter bekleidet.

Im Gegenzug wird Schira auf eine Spitzenkandidatur verzichten. "Ich habe keine Ambitionen, Bürgermeister zu werden", stellte Schira im Abendblatt-Interview klar. Er wolle sich auf seine Aufgaben als Partei- und Fraktionschef konzentrieren.

Ob Ahlhaus tatsächlich einmal die Nachfolge von Beusts antreten wird, ist offen. Mit Wirtschaftssenator Axel Gedaschko und Sozialsenator Dietrich Wersich verfügt die Union über mindestens zwei Alternativen. Allerdings haben Gedaschko und Wersich keine vergleichbare Hausmacht wie Ahlhaus, der Vorsitzender der CDU Nord ist. Nach Abendblatt-Informationen hat Schira aber Ahlhaus seine Unterstützung zugesichert.

Freytag hatte am Montagabend auf dem CDU-Parteitag für die meisten Mitglieder völlig überraschend seinen kompletten Rückzug aus der Politik erklärt. "Ich habe die Absicht, in die Wirtschaft zu wechseln", sagte der 51 Jahre alte Banker und Jurist. Offensichtlich ist Freytag, der unter anderem wegen der HSH-Nordbank-Krise heftig attackiert worden war, noch auf Jobsuche.