Vor einem Monat töteten mutmaßliche Mossad-Agenten einen Hamas-Mann. Die Mörder wurden beobachtet - mit Technik aus Hamburg.

Hamburg. Der Mossad kam, sah - und killte. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wenigstens. Das weiß längst die ganze Welt. Und zwar dank Überwachungstechnik aus Hamburg. Denn der Mordanschlag, den offenbar der israelische Geheimdienst ein paar seiner Agenten vor einem Monat in einem Dubaier Hotelzimmer an einem wichtigen Hamas-Funktionär ausführen ließ, wurde gefilmt. Und zwar nach Informationen des Abendblatts von den Videokameras einer Sicherheitsfirma aus Billbrook. Mohammad Haroun, Chef des Unternehmens Haroun Security and Security System, bestätigte gestern: "Ja, es waren von meiner Firma angebrachte Kameras, die diese mutmaßliche Mossad-Aktion mitschnitten. Ich bin glücklich darüber, dass ich mit meiner Arbeit zur Verbrechensaufklärung beitragen konnte."

Missetäter aller Art zu überführen - oder besser noch: Verbrechen von vornherein zu verhindern -, das macht Mohammad Haroun schon seit mehr als 30 Jahren. 1978 gründete der gebürtige Palästinenser, der nach Deutschland kam, um im Studio Hamburg als Aufnahmeleiter zu arbeiten, seine eigene Sicherheitsfirma. Seither bedienen der 68-Jährige und seine 60 Mitarbeiter eine Heerschar namhafter Kunden aus aller Welt mit seiner Technik: Große Banken sind ebenso darunter wie ganze Staaten. So ist Mohammad Haroun zurzeit damit beschäftigt, ein Überwachungssystem für die Grenze zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Oman zu entwickeln. Deshalb hält er sich aktuell auch in Dubai auf - wo er nun wegen seiner Mossad-Bilder ein sehr gefragter Mann ist. "Beinahe jeden Tag bekomme ich neue Aufträge von Scheichs und Behörden, die jetzt möchten, dass ich auch für ihre Sicherheit sorge", erzählt Mohammad Haroun nicht ohne Stolz. Für seinen zuverlässigen Service erntete Haroun schon lange vor seiner Aufnahme des schlagzeilenträchtigen Mordkomplotts Anerkennung. So verlieh ihm im vergangenen Jahr der Polizeipräsident von Dubai eine Urkunde zum Dank für "seine hervorragenden Verdienste auf dem Gebiet der Sicherheit".

Ob denn dem Mossad seine Arbeit wohl auch so gut gefalle? "Na, ja, wahrscheinlich nicht", mutmaßt Mohammad Haroun und lacht. Er ergänzt: "Aber diese Leute müssen auch selten dämlich gewesen sein, wenn sie geglaubt haben, unerkannt zu entkommen. Denn unsere Überwachungskameras sind nicht etwa gut versteckt, sondern im Gegenteil für jeden deutlich sichtbar." Das Besondere an seiner Sicherheitstechnik sei nämlich vielmehr die Art der Anbringung, erzählt Haroun weiter: "Die Kameras müssen so ausgerichtet sein, dass sie klare Bilder von Gesichtern aufzeichnen - also nicht zu hoch, nicht zu weit weg, nicht zu sehr gezoomt."

Hotels, Flughäfen, sogar Staatsgrenzen schützt Mohammad Haroun also und nimmt es dabei offensichtlich auch mit Gegnern auf, die nicht gerade für ihre Freundlichkeit bekannt sind. Sorgen um sein Leben macht sich Haroun dennoch nicht: "Immerhin", scherzt er, "überleb ich's schon seit einigen Jahrzehnten in Billbrook, manchmal so was wie der 'Bronx Hamburgs' - was soll denn nun noch kommen?"