Die Polizei glaubt dank Überwachungsvideos an einen schnellen Ermittlungserfolg. 19-jähriges Opfer hat Intensivstation verlassen.

Hamburg. Nach der brutalen Prügelattacke auf einen 19-Jährigen in einem Metrobus in Bahrenfeld sind die beiden etwa 16 bis 20 Jahre alten Schläger noch immer auf der Flucht. Fieberhaft versucht die Polizei derzeit, die Identitäten der beiden Jugendlichen, die wegen versuchter Tötung gesucht werden, anhand der Aufzeichnungen aus den Überwachungskameras des Linienbusses zu ermitteln. Und die Fahnder sind zuversichtlich: "Wir bekommen die mit Sicherheit identifiziert", hieß es am Abend aus Polizeikreisen.

+++ Das sagen Politiker zum Fall +++

Die Polizei hielt deshalb auch die Fotos von der äußerst brutalen Tat noch zurück und verzichtete damit auf die Öffentlichkeitsfahndung über Zeitung, Internet und Fernsehen. Grund: Für einen solchen Schritt ist ein richterlicher Beschluss notwendig, da die Persönlichkeitsrechte der auf den Bildern Gezeigten betroffen sind. Die Polizei muss erst alle anderen Möglichkeiten ausreizen, bevor sie diesen Ermittlungsschritt gehen darf. Sollte der Ermittlungserfolg entgegen allen Erwartungen doch ausbleiben - gestern Nacht wurden noch die Spätschichten aller Polizeidienststellen mit Abzügen aus den Videoaufzeichnungen konfrontiert - wird sich die Polizei eigenen Angaben nach heute an alle Medien wenden.

Marcel F., dem 19 Jahre alten Opfer der brutalen Attacke, geht es mittlerweile den Umständen entsprechend besser. Der junge Luruper konnte im Laufe des gestrigen Tages von der Intensivstation auf die normale Station verlegt werden, erfuhr das Abendblatt. Er wird derzeit noch wegen eines leichten Schädel-Hirn-Traumas behandelt. Ersten Angaben zufolge wird er keine Schäden durch den Überfall nachbehalten. Der Fall sei für Marcel F. noch "sehr günstig" verlaufen, sagen Ermittler.

Am Sonnabendmorgen hatte der junge Mann die beiden Jugendlichen im Metrobus 2 angesprochen, weil er sich von der Musik aus ihren Mobiltelefonen belästigt fühlte. Die beiden reagierten unvermittelt mit einem Gewaltausbruch, der auch die erfahrensten Ermittler schockierte: Sie traten auf Marcel F. ein, bis er auf dem Boden lag. Anschließend ließen sie sich immer wieder mit den Knien auf den Kopf des bewusstlosen 19-Jährigen fallen. Erst als der Busfahrer und andere Passagiere eingriffen, flüchteten sie. Marcel F. wurde noch vor Ort von Rettungssanitätern beatmet, wenig später kämpften die Ärzte auf der Intensivstation des Krankenhauses Altona um sein Leben.

Höchstwahrscheinlich wird die Tat wie bereits im Fall des Taximörders von Nienstedten dank der Aufzeichnungen aus den Überwachungskameras in öffentlichen Verkehrsmitteln aufgeklärt. Wie die Deutsche Bahn in den S-Bahnen und die Hochbahn in Bussen und U-Bahnen, setzt auch der Metrobus-Betreiber, die Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG), bereits seit Jahren auf modernste Videoüberwachung. Die Polizei lobte gestern die Aufnahmen, mit denen sie jetzt nach den Schlägern sucht. Doch Kameras in Bussen und Bahnen sind nicht nur Mittel zur Tataufklärung - sie schrecken in der Regel auch ab: Seit etwa die Hochbahn mit Videotechnik aufgerüstet hat, gingen die Straftaten um 30 Prozent zurück.