Niedersachsen kippt EU-Förderprogramm für kostenloses Obst an Schulen. Hamburg will an Projekt weiter festhalten.

Hamburg. Niedersachsen hat das EU-Förderprogramm für kostenloses Obst an Schulen mit Verweis auf bürokratische Hürden gekippt - doch Hamburg will an dem Projekt weiter festhalten. Zwar seien noch viele Details unklar, eine grundsätzliche Zustimmung jedoch vorhanden. "Wir finden die Idee gut, prüfen derzeit aber noch ihre Umsetzung", sagte Michael Ahrens, Sprecher der Wirtschaftsbehörde, dem Abendblatt. Diese Behörde ist für den Bereich Landwirtschaft zuständig und damit auch für das Projekt Schulobst - denn jedem Schüler der Hansestadt täglich ein Stück Obst zukommen zu lassen wäre ein öffentlich finanzierter Dauerauftrag an die Landwirtschaft von jährlich bis zu einer Million Euro. Grund genug, über Finanzierungsmodelle nachzudenken. "Wir wollen auch private Sponsoren überzeugen", sagte der Behördensprecher.

Ähnliche Ideen werden inzwischen auch in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel diskutiert. Grund: Für das Schulobstprogramm habe das Land zurzeit keine Haushaltsmittel übrig, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums dem Hamburger Abendblatt. Die Landesregierung rechnet mit rund 400 000 Euro, die für die Kofinanzierung des europäischen Subventionsprogramms aufgebracht werden müssen. "Möglicherweise könnten aber private Geldgeber einspringen", hofft der Sprecher.

Das Gerangel um die Einführung des Schulobstprogramms findet der Bürgermeister der niedersächsischen Gemeinde Goldenstedt (Kreis Vechta), Willibald Meyer, "schlicht beschämend". Meyer kann sich die markigen Worte leisten: Er hat gezeigt, wie das Schulobstprogramm vor Ort schnell und unbürokratisch umgesetzt werden kann. Der Chef der 9500-Einwohner-Gemeinde hatte durchgesetzt, dass nach den Sommerferien alle 548 Grundschüler des kleinen Ortes mehrmals pro Woche und kostenlos einen Apfel bekommen. Geliefert wird das knackige Obst von einem heimischen Obstbauern und einem ortsansässigen Lebensmittelhändler. Das Interesse an Äpfeln sei seitdem "wahnsinnig gestiegen", sagt Meyer.

Im Kleinen funktioniert offenbar, was die EU und die Länder in großem Stil planen: das Ernährungsbewusstsein bei Kindern nachhaltig zu fördern. Abhängig von privaten Spenden will die Gemeinde Goldenstedt bis zu 5000 Euro in ihr eigenes Schulobstprogramm investieren. In Brüssel will Meyer zudem wegen eines Zuschusses anklopfen. Ob dieses Schulobst-Modell jetzt Schule macht?