Ein neues Vergütungssystem und ein niedriger Aktienkurs bei der HHLA sorgen für viel Kritik und Ärger auf der Hauptversammlung.

Hamburg. Schon vor Beginn der Hauptversammlung um 10 Uhr wurden die 1000 Aktionäre und Gäste der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) auf Hafen und Seefahrt eingestimmt. Aus den Lautsprechern im Saal 1 des CCH hörte man Möwenkreischen und die Signalhörner von Schiffen. Dann wünschte eine sonore Stimme ein "Willkommen in Hamburg".

Doch so heimelig wie die Begrüßung fiel die Sitzung für den Vorstand nicht aus. Erneut mussten sich die vier Manager Kritik an ihrem Gehaltssprung um 59 Prozent im Jahr 2011 auf insgesamt mehr als vier Millionen Euro gefallen lassen, den ein neues Entgeltsystem möglich machte. Kleinaktionär Hans-Jochen Apel kritisierte: "Wir stehen in Hamburg und weltweit vor wirtschaftlichen Problemen. Da sollte der Vorstand auf alle Prämien verzichten und mit gutem Beispiel vorangehen."

Auch die Aktionärsvereinigungen legten nach. So bemängelte Steffen Kraus von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zwar nicht die Höhe der Vergütungen, die im Vergleich zu anderen mittleren börsennotierten Unternehmen im unteren Bereich liegen, dagegen aber den hohen Zuwachs. "Haben die Nachhaltigkeitskomponenten im neuen System dazu geführt?", fragte Kraus. Joachim Siemers von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) war mit den Aufwendungen für die Pensionsrückstellungen nicht einverstanden. "Das gehört zur privaten Vorsorge", sagte er und kündigte an, künftig ähnliche Beschlüsse nicht mehr mitzutragen. Zuvor hatte Aufsichtsratschef Peer Witten erneut die Grundzüge des von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie in der Hauptversammlung 2011 gebilligten Systems erläutert. Die Höhe der Gehälter ergebe sich dabei aus drei Komponenten: Der durchschnittlichen Kapitalrendite, den durch die HHLA erzeugten CO2-Ausstoß und schließlich aus den sozialen Faktoren Beschäftigung, Gesundheit sowie Aus- und Fortbildung der Belegschaft. "Wir haben die variable Vergütung auf 150 Prozent des Grundgehalts begrenzt und halten das System für angemessen", sagte Witten. Dabei blieb es auch bei den Nachfragen.

Trotz der schwächeren Konjunktur, der ausstehenden Elbvertiefung, durch die der Zeitdruck beim Abfertigen der immer größeren Schiffe weiter steigt, und den Kosten für den Ausbau des Burchardkais bleibt HHLA-Chef Klaus-Dieter Peters für 2012 vorsichtig optimistisch. "Wir sind zuversichtlich, mit einem Zuwachs von fünf Prozent beim Containerumschlag oberhalb des Markttrends in Nordeuropa zu liegen", sagte er gestern. Experten rechnen hier für 2012 nur noch mit einem Plus von einem Prozent. Bei der HHLA soll der Umschlag mit den Boxen dagegen von 7,1 Millionen Standardcontainern (TEU) 2011 auf 7,4 Millionen TEU steigen. Beim Umsatz rechnet Peters mit einem Rückgang von 1,2 auf 1,1 Milliarden Euro, während der Gewinn mit mindestens 200 Millionen Euro nahezu konstant bleiben soll. Damit würde die Rendite der HHLA steigen.

Die Hauptversammlung stimmte schließlich dem neuen Vergütungssystem mit großer Mehrheit zu. Auch wurde beschlossen, das Grundkapital bei Bedarf um bis zu 35 Millionen Euro erhöhen zu können. Das soll Spielraum für Unternehmenskäufe oder Beteiligungen bringen. Die Entscheidungen standen nicht infrage. 68 Prozent der HHLA gehören der Stadt.

Allerdings hatte der Aktionärsschützer bereits zuvor angekündigt, dass die SDK gegen die Bereitstellung des Kapitals votieren werde. "So etwas lehnen wir ab, wenn es keinen konkreten Anlass dafür gibt", sagte er. Auch Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutioneller Privatanleger (VIS) wollte genauer wissen, wofür dieses Kapital gedacht sei. Das blieb offen. Nur so viel: Die HHLA habe einen Zukauf im Volumen von 300 Millionen Euro geprüft, sagte Peters. Dieser sei aber nicht mehr aktuell.

Zufrieden mit dem Kurs der HHLA-Aktie ist kein Aktionär. Schließlich liegt der Kurs mit aktuell rund 20 Euro weit unter dem Höchstwert von 60 Euro. "Es ist eine traurige Aktie", sagte VIP-Vertreter Buhlmann. "Ich bin überzeugter Hamburger und habe das Papier für 60 Euro gekauft und nun zwei Drittel meines Geldes verloren", sagte Aktionär Niels Bahnsen. "Dabei sollte es keine Spende sein, sondern eine Anlage für mein Alter." Die beschlossene Erhöhung der Dividende von 55 auf 65 Cent dürfte ihn da nur wenig getröstet haben.

Als die meisten Gäste der Versammlung schon zum Mittagessen mit Würstchen, Gemüse- und Schinkentörtchen übergingen, meldete sich noch Margarete Hofmann. Die Vizepräsidentin des Deutschen Juristinnenbundes wollte wissen, wie ernst es die HHLA mit ihrer Frauenquote nehme, die bei Führungskräften derzeit bei 17 Prozent liegt. Hofmann interessierte, ob gezielt nach weiblichen Topkräften auch für den Vorstand und den Aufsichtsrat gesucht werde. Den ersten Schritt dazu meldete die HHLA gestern: Petra Bödeker-Schoemann und Sybille Roggencamp wurden als Vertreter der Arbeitgeber in das Aufsichtsgremium gewählt.