Delegation besucht Toyota-Stadt. Wunsch nach technologischer Kooperation. Zusammenarbeit könnte befruchtend sein.

Hamburg. Rechts am Fenster fliegen die unter Wasser stehenden Reisfelder vorbei. Auf bewaldeten Hügeln erkennt man Häuser mit ungewöhnlich schrägen Dächern. Menschen auf Fahrrädern sind auf einem Feldweg unterwegs - und nach wenigen Sekunden wieder aus dem Blickfeld verschwunden. Die Hamburger Delegation mit Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) an der Spitze gibt Gas - im Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen geht es für die Manager und Wissenschaftler mit fast 300 Kilometern in der Stunde von Tokio nach Toyota-Stadt. 400.000 Menschen leben dort, 65.000 davon arbeiten beim global agierenden Autohersteller Toyota. Eine Stadt, ein Unternehmen.

In der Eingangshalle des Weltkonzerns steht ein weißer Roboter. Er hat eine Trompete in der Hand, spielt darauf den Musicalhit "Somewhere Over The Rainbow". Das Technikland Japan begrüßt seine Gäste aus der Hansestadt. Minuten später erklärt Toyota-Manager Katsuhiko Hirose in einem Konferenzraum bei Sushi, Algen und Reis, wie sich sein Unternehmen den Autoantrieb der Zukunft vorstellt. Toyota ist bereits Weltmarktführer bei der sogenannten Hybridtechnologie, einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor. Aber die Japaner wollen noch ein weiteres, womöglich besonders erfolgreiches Pferd beim Rennen um das Auto der Zukunft an den Start schicken. Sie planen eine Offensive mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen.

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Der Vorteil gegenüber reinen Elektroautos: größere Reichweiten und kein langes Warten beim Aufladen. Denn in den Tank kommt Wasserstoff, aus dem Auspuff am Ende nur Wasserdampf. "In den nächsten Jahren sollten wir weltweit eine Infrastruktur mit Wasserstofftankstellen aufbauen, damit die Fahrzeuge global unterwegs sein können", sagt Hirose. Der charismatische Manager spricht von Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Euro und blickt gespannt zu Senator Horch. Geld gibt es selbstverständlich keines, aber großes Interesse und den Willen zur Kooperation. "Unsere Wissenschaftler, Politiker und Manager sollten hier eng zusammenarbeiten", sagt der Gast aus Hamburg. "Deshalb sind wir zu Ihnen gekommen." Hirose lächelt und nickt.

Tatsächlich könnte eine Kooperation zwischen der zweitgrößten Stadt Deutschlands und Toyota befruchtend sein. Immerhin ist Hamburg bundesweit eine der Modellregionen für abgasfreie Wasserstoff- und Brennstoffzellenantriebe. HVV-Busse sind mit der Technik unterwegs, bis Jahresende soll es in Hamburg fünf Tankstellen mit dem Sprit der Zukunft geben. Und demnächst werden zahlreiche der modernen Zapfsäulen zwischen der Hansestadt und Berlin installiert - die sogenannte Wasserstoffautobahn ist in Planung. Nur die Kosten für die Brennstoffzellen-Fahrzeuge könnten zum Problem auf dem Weg zum Serienmodell werden. Auch auf Nachfrage eines Delegationsmitglieds will der Manager aus Japan den möglichen Preis für den Toyota der Zukunft nicht nennen. "Das kann man noch nicht sagen." Mehr ist ihm nicht zu entlocken.

Der Stoff, der den Antrieb so teuer macht, heißt Platin. Ohne die Verarbeitung dieses seltenen Edelmetalls, wenn auch nur in kleinsten Mengen, kommen die Brennstoffzellen-Fahrzeuge nicht ins Rollen. Das weiß auch Heinrich Klingenberg. Der Geschäftsführer der auf diese neue Technik spezialisierten Beratungsfirma hySOLUTIONS gehört zur Hamburger Delegation und beschäftigt sich schon lange mit Wasserstoff und Brennstoffzelle. "Alle suchen nach einem günstigen Ersatz für Platin. Wer ihn findet, ist weit vorne."

Toyota forscht ebenfalls danach. Um zumindest einem Teil der weit gereisten Gäste aus Deutschland einen Einblick in die Geheimnisse der Brennstoffzellen-Technologie zu geben, öffnen die Japaner an diesem Vormittag sogar ihr Heiligtum - die Entwicklungsabteilung. Nur der Senator und eine Handvoll Begleiter dürfen in das hermetisch abgeriegelte Gebäude, in dem alle Mitarbeiter blaue Schirmmützen mit dem roten Schriftzug Toyota tragen.

Die Hamburger schauen Wissenschaftlern bei der Arbeit am Bildschirm über die Schulter, betreten eine Kältekammer, in der Brennstoffzellenantriebe bei Minusgraden getestet werden, und nehmen Teile der neuen Technik in die Hand. "Das ist schon eine rasante Entwicklung, die sich bei dieser Technologie abzeichnet", zeigt sich Horch nach dem Besuch in dem "Geheimlabor" begeistert. Eine Entwicklung, an der Hamburg teilhaben möchte.