Spanische Gurken, Tomaten und Auberginen wurden aus den Regalen genommen. Krankheitsfälle gibt es auch in Schweden und Dänemark.

Hamburg. Nicht nur in Deutschland grassiert der EHEC-Errereger. Spanische Gurken sind wegen EHEC-Verdacht auch in Tschechien und Österreich aus dem Handel genommen worden. Nach Angaben der tschechischen Landwirtschafts- und Lebensmittelaufsicht wurden 120 aus Spanien stammende Bio-Gurken aus den Regalen der Lebensmittelläden genommen. Gurken aus derselben Lieferung gingen demnach auch nach Österreich, Ungarn und Luxemburg. In Österreich wurden die Gurken Behördenangaben zufolge in 33 Geschäften aus dem Sortiment genommen.

Zwei deutsche Firmen haben laut EU Lieferungen von Gurken, Tomaten und Auberginen zurückgerufen, teilte die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit mit. Da nicht ausgeschlossen werden könne, dass einige der Produkte bereits verkauft worden seien, rate man Verbrauchern, diese bei Verdacht wegzuwerfen. In Österreich wurden bislang zwei deutsche Urlauber positiv auf den EHEC-Erreger getestet, in den übrigen Ländern gab es keine Hinweise auf Erkrankungen.

Auch Skandinavien ist betroffen. In Schweden verzeichneten die Gesundheitsbehörden bislang 36 EHEC-Fälle, von denen zwölf einen schweren Verlauf genommen haben. In Dänemark wurde bei elf Menschen eine Infektion diagnostiziert, die bei fünf eine schwere Darminfektion, das sogenannte Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS), verursacht habe.

Die britische Gesundheitsbehörde erfasste bislang drei EHEC-Erkrankungen bei deutschen Staatsbürgern. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass die möglicherweise mit den Erregern kontaminierten Bio-Gurken in Großbritannien vertrieben worden seien, teilte die britische Behörde für Nahrungsmittelsicherheit mit.

Der Betrieb zweier als Ursprungsort der betroffenen Gurken ausfindig gemachter Gewächshäuser in Spanien sei eingestellt worden, sagte EU-Sprecher Frederic Vincent am Sonntag. Das Wasser und die Erde würden nun analysiert, um herauszufinden, ob die Kontamination dort oder woanders erfolgte. Die Ergebnisse der Untersuchung würden für Dienstag oder Mittwoch erwartet, sagte er.

Die spanische Regierung teilte mit, dass zwei Gurkenproduzenten aus dem Süden Andalusiens untersucht würden. Gesundheitsministerin Leire Pajín sagte am Freitag, die Regionalregierung Andalusiens habe in Zusammenarbeit mit den nationalen, den deutschen und den EU-Behörden strenge Maßnahmen ergriffen, die das Verbrauchervertrauen wiederherstellen sollen. «Wir müssen ganz klar machen, dass es in Spanien noch keine einzige Person gibt, die bislang mit dem Erreger infiziert wurde», sagte sie. (dapd/abendblatt.de)

Ein Antikörper soll das HU-Syndrom bremsen

Möglicherweise kann ein spezielles Medikament EHEC-Infizierten helfen, die am sogenannten Hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) leiden. Im UKE wurde das neue Medikament schon Freitag Abend eingesetzt. "Wir werden heute Abend sechs Erwachsene damit behandeln, die schwerst an HUS erkrankt sind", sagte Prof. Rolf Stahl, Nierenspezialist und Direktor der III. Medizinischen Klinik am UKE, dem Abendblatt am Freitag.

Bei dem Mittel handelt es sich um einen Antikörper, der gegen das akute Nierenversagen bei HUS wirken soll. Dieses ist ein Hauptsymptom des HUS und entsteht durch die Bildung von Blutgerinnseln in den Blutgefäßen der Nieren.

Ärzte und Wissenschaftler in Heidelberg, Montreal und Paris haben in der Online-Version des "New England Journal of Medicine" über die erfolgreiche Behandlung von drei Kleinkindern mit diesem Antikörper mit der Bezeichnung Eculizumab berichtet. Sie waren im vergangenen Jahr nach einer EHEC-Infektion an HUS erkrankt. Wegen der aktuellen EHEC-Infektionswelle hat die Fachzeitschrift den Artikel vorzeitig veröffentlicht und die Nierenspezialisten in Deutschland darüber informiert.

Der Antikörper Eculizumab kann den Patienten helfen, bei denen das körpereigene Abwehrsystem an der Bildung der Blutgerinnsel beteiligt sei, was nur zum Teil der Fall sei, sagte Prof. Franz Schaefer, Leiter der Sektion Pädiatrische Nephrologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg.

Die drei Kinder, die mit dem Antikörper Eculizumab behandelt wurden, litten an Nierenversagen sowie an schweren Störungen des Nervensystems. "Nachdem ein mehrmaliger Austausch von Blutplasmas ohne Wirkung geblieben war, haben wir uns zu einem Behandlungsversuch mit Eculizumab entschlossen", sagte Schaefer. Innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Infusion, die im Abstand von sieben Tagen ein- bis zweimal wiederholt wurde, verbesserte sich der Zustand der Kinder erheblich. Die Dialyse aufgrund des akuten Nierenversagens konnte beendet werden. Alle drei Kinder erholten sich und zeigten sechs Monate nach der Erkrankung keine Folgeschäden.

"Wir hoffen nun, dass diese Ergebnisse den akut Erkrankten zugute kommen", sagt Prof. Schaefer.