Kunst von Hanne Darboven neu entdeckt. Albert Darboven freut sich über die Ehrung seiner am 9. März 2009 verstorbenen Cousine.

Harburg. Es sind 415 gleichartige Blätter, jeweils in Schwarz-Weiß gehalten. Sie zeigen Bäume, Notenblätter und Artikel aus einem Nachrichtenmagazin sowie mathematische Formeln. Sie hängen an einer hohen weißen Wand in einem Gebäude der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH). Es handelt sich um das Werk "Wende 80" der Künstlerin Hanne Darboven. Es wurde bereits 1986 von der TU Harburg erworben und 1988 in Anwesenheit der Künstlerin installiert. Jetzt kommt die bislang einzige in Harburg öffentlich gezeigte Arbeit der am 9. März 2009 verstorbenen Hanne Darboven zu neuen Ehren.

So erhielt "Wende 80" einen neuen, strahlend weißen Hintergrund. In einer Multimedia-Ecke wird unter anderem ein Film über die Künstlerin gezeigt. Die Neugestaltung beinhaltet außerdem eine Sensation. Denn mit "Wende 80" dokumentierte Darboven nicht nur die Zeit politischer Umwälzungen des Jahres 1982, sondern sie setzte mathematische Zahlenkonstruktionen in Musik um - für sie "mathematische Literatur". Einst gab es 33 Schallplatten über dieses Projekt. Elf Exemplare staubten bislang im Keller der TU Harburg vor sich hin. Nun, anlässlich der festlichen Präsentation der Neugestaltung, waren einige Platten erstmals zu hören - eine Weltpremiere. Sie zeigte einmal mehr Hanne Darbovens Ausnahmetalent und etablierte Harburg als Standort ungewöhnlicher Kunstwerke.

Das ist für Mäzen Harald Falckenberg nichts Neues. Denn er besitzt in den ehemaligen Phoenix-Hallen eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst. "Hanne Darbovens 'Wende 80' hier an der TU, das soll keine Kathedrale für sie sein, sondern dieser Standort soll gewährleisten, dass ihre Kunst vielen Menschen leicht zugänglich gemacht wird. Die interaktive Betrachtung ist etwas, was ihr selbst sehr wichtig war", so Falckenberg. Darboven habe den TU-Raum selbst ausgesucht. Ihre eigene Auffassung von Mathematik soll sie nicht in Widerspruch zu den Ingenieurswissenschaften gesehen haben, die an der TU gelehrt werden, sondern eher als Erweiterung.

Albert Darboven, Cousin der Künstlerin und Vorsitzender der Darboven-Stiftung, freute sich darüber, dass man in Harburg die Arbeiten seiner Cousine wiederentdeckt hat. Denn kurz vor der Präsentation hatte Harburgs Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg im Rathaus eine Straße nach Hanne Darboven benannt. Der Hanne-Darboven-Ring soll durch ein neues Wohngebiet führen.