Kaffeeröster Albert Darboven schickt einen Brandbrief an den Finanzminister. Der Preis könnte um ein Drittel sinken.

Hamburg. Wenn es nach den Vorstellungen des Hamburger Kaffeerösters Albert Darboven geht, soll Kaffee in Deutschland bald deutlich billiger werden. In einem Schreiben an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) verlangt der Unternehmer eine sofortige Abschaffung der Kaffeesteuer. Die Zwangsabgabe, so schreibt Darboven, sei "finanzpolitisch, wirtschaftspolitisch und entwicklungspolitisch nicht tragbar". Parallel zu seinem Brief sucht Darboven nach Mitstreitern, um die Forderung durchzusetzen. Fruchtet diese Aktion nicht, wolle er "andere Wege beschreiten", sagt er.

Lediglich in Deutschland, Belgien und Dänemark wird eine Steuer auf Kaffee erhoben - in allen anderen EU-Ländern nicht. Wobei die Sätze in Belgien und Dänemark erheblich unter den deutschen liegen. "Die derzeitige Praxis widerspricht dem Grundsatz einheitlicher EU-Richtlinien und fördert Lug und Betrug." Hinzu kämen hohe Verwaltungskosten und fiskalische Schlupflöcher, die zum Kippen des auf Druck der Europäischen Union geänderten Kaffeesteuergesetzes vom 1. Januar 1993 führen müssten. In jenem Jahr war auch die Teesteuer gestrichen worden.

Derzeit beträgt die Abgabe für Röstkaffee 2,19 Euro je Kilogramm, für lösliches Pulver sind es sogar 4,78 Euro. Wäre das Thema Kaffeesteuer auch hierzulande erledigt, könnte der Preis zum Beispiel für 500 Gramm um gut ein Drittel sinken. "Mein Unternehmen würde diese Ersparnis komplett an den Kunden weitergeben", verspricht Darboven, "und ich bin sicher, dass die Konkurrenz nicht anders verfahren würde." Weitere Pluspunkte einer Abschaffung in seinen Augen: Ein Preissturz dürfte den Umsatz ankurbeln und damit die Marktchancen des (teureren) Transferkaffees aus Ländern der Dritten Welt verbessern. Unter dem Strich, so Albert Darboven, ergäben sich überwiegend Vorteile.

Diese Einschätzung wird vom Bundesfinanzministerium selbstverständlich nicht geteilt. "Die Kaffeesteuer erbrachte im vergangenen Jahr eine Milliarde Euro", heißt es in Schäubles Behörde auf Abendblatt-Anfrage. Deshalb zieht das Ministerium auch mit Blick auf die angespannte Haushaltslage eine Abschaffung nicht in Betracht. Zudem falle der Erhebungsaufwand seitens der Zollverwaltung im Verhältnis zum Ertrag nicht ins Gewicht.

Darboven will sich mit der - dem Abendblatt vorliegenden - Erklärung des Bundesfinanzministeriums nicht zufriedengeben. Zunächst warte er die Antwort aus Berlin an ihn persönlich ab. "Die Soße ist teurer als der Braten", formuliert der Kaffeekaufmann aus Billbrook mit Blick auf die hohe Abgabe. "Ich werde bei diesem Thema auf gar keinen Fall lockerlassen." Die nächsten Schritte, die Darboven nun einleiten könnte, sind vielfältig: Sie reichen von Unterschriftensammlungen über eine Petition im Bundestag bis hin zu einer Klage gegen die Steuer.