Hamburg. Im Café „In guter Gesellschaft“ in der Sternschanze gehen nach sechseinhalb Jahren die Lichter aus. Nachfolger steht bereits fest.

Das Licht ist aus, die Tür abgeschlossen, die Schlüssel übergeben: „In guter Gesellschaft“ in der Sternschanze ist zu, endgültig. Das kleine Zero-Waste-Café war bei der Gründung 2017 das erste seiner Art in Hamburg, jetzt endet die Geschichte des Ladens nach sechseinhalb Jahren.

Der Abschied von ihrem Laden sei ihnen nach all der Zeit sehr schwergefallen, sagt Alana Zubritz, die das Café mit Ina Choi-Nathan gegründet hatte, im Gespräch mit dem Abendblatt. „Im Café steckte sehr viel Herzblut, und deshalb schwingen jetzt viele Emotionen mit.“ Ihr Ziel, mit „In guter Gesellschaft“ einen Ort der Begegnung zu schaffen, hätten sie erreicht. „Das zeigen auch die vielen berührenden Nachrichten von Stammkunden, die wir in den letzten Wochen bekommen haben“, sagt Zubritz.

Hamburg-Sternschanze: Zero-Waste-Café schließt – finanzieller Druck zu groß

Wie emotional das Aus des Cafés für die Gründerinnen ist, offenbaren sie auf Social Media. In mehreren Postings nehmen die beiden Geschäftsfrauen Abschied. „Wir werden diesen Ort der Freude sehr vermissen. Wir haben in den letzten sechseinhalb Jahren hier nicht nur eine Art zweites Zuhause geschaffen für alle unsere Gäste, sondern auch die wunderbarsten Menschen der Welt kennenlernen dürfen“, schreiben Zubritz und Choi-Nathan.

Das Cafe „In guter Gesellschaft“ in der Sternstraße in Hamburg.
Das Cafe „In guter Gesellschaft“ in der Sternstraße in Hamburg. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Die Gründe für das Aus sind dieselben, wie bei vielen anderen Gastronomen. „Der finanzielle Druck ist zu groß geworden“, sagt Zubritz. In den vergangenen Jahren seien durch die vielen Krisen – Corona-Pandemie, Energiekrise, Inflation – Belastungen zusammengekommen. „Unser finanzieller Puffer ist immer weiter geschrumpft. Deshalb haben wir jetzt einen Schlussstrich gezogen. Und das bereuen wir auch nicht.“

Zero-Waste-Café in der Sternschanze: Was die Gründerinnen jetzt vorhaben

Ihre Mission für eine müllfreie, nachhaltige und umweltbewusste Lebensweise wollen die beiden Frauen aber fortführen. „Wir geben nicht auf! Aus ‚In guter Gesellschaft‘ wir jetzt ein gemeinnütziger Verein, der sich für Nachhaltigkeit im Alltag einsetzt“, sagt Alana Zubritz. Der Verein befinde sich noch in Gründung.

„Wir wollen weiterhin Veranstaltungen wie Kleidertauschpartys, Reparatur-Cafés und Workshops machen.“ Die Leidenschaft für ihre Ideale und eine umweltfreundliche, nachhaltige Lebensweise sei ungebrochen. Und das immerhin sechseinhalb Jahre, nachdem sie das erste Zero-Waste-Café der Stadt, nach Aussage von Alana Zubritz sogar ganz Deutschlands, eröffnet hatten.

Die Gründerinnen wissen also schon, wie es für sie weitergeht. Und auch für ihr Café steht schon ein Nachfolger fest. Seit Monaten seien sie mit einem anderen Gastronomen in Kontakt gewesen, sagt Alana Zubritz. „Mit ihm hat es einfach gepasst. Sowohl zwischenmenschlich als auch von seinen Werten, von seinem Konzept und seinen Idealen her.“ Sie sei froh, dass sie ihr Café in gute Hände abgegeben hätte, so Zubritz.

Hamburg-Sternschanze: Junger Gastronom eröffnet sein zweites Café

Und wer folgt da jetzt? Janis Karkossa betreibt an der Eimsbütteler Chaussee bereits ein veganes Café mit dem Namen Good One. An der Sternstraße will er nun einen zweiten Standort eröffnen.

Karkossa arbeitet, seit er 15 Jahre alt wa, in der Gastronomie. „Schon nach meiner ersten Schicht war mir klar: Ich mache irgendwann ein Café auf“, sagt Karkossa. Während seiner Ausbildung zum Mediengestalter lernte er viel über Werbung und Marketing. Auf Reisen sammelte er Ideen für Konzept, Einrichtung und Produkte.

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Der Start war für den 28-Jährigen allerdings alles andere als einfach. „Die Corona-Pandemie hat die geplante Eröffnung meines ersten Ladens erst mal verzögert.“ Doch davon ließ sich Karkossa nicht aufhalten. In seiner Wohnung baute er sich einen kleinen Stand und verkaufte mit diesem kurzerhand Kaffee und Zimtschnecken auf dem Isemarkt sowie auf dem Wochenmarkt an der Grundstraße.

Veganes Café in der Sternschanze: Konzept für junge, weltoffene Menschen

Seit Oktober 2021 gibt es den Kaffee sowie viele Frühstücksangebote und Mittagstischgerichte in seinem Café an der Eimsbütteler Chaussee 71. Dass hier alles vegan ist, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen – mit Absicht. „Manche Menschen lassen sich vom Begriff abschrecken. Ich möchte die Leute mit Geschmack überzeugen“, sagt Karkossa. Er verfolge ein Konzept für junge, weltoffene Menschen: Die Speisekarte gibt es auf Englisch und nur digital als QR-Code, Barzahlung ist nicht möglich.

All das ist Teil von Karkossas Marke Good One. Und diese wird bald in den Räumlichkeiten an der Sternstraße um ein zweites Café erweitert. Und Karkossa hat Ambitionen. „Ich könnte mir vorstellen, auch noch einen dritten und vierten Laden aufzumachen“, sagt der junge Gastronom. Zuerst wolle er sich aber auf den neuen Standort konzentrieren. Dort will er seine Gäste ab Anfang Juni bewirten – mit üppig belegten Sauerteig-Stullen, Pancakes und Frühstücksbowls.