Hamburg. Der Tausendsassa geht mehrmals im Jahr auf die Suche nach Treibholz. Das landet entweder in seinem Laden oder bei anderen Liebhabern.

Was unternimmt ein Individualist, der nach beruflichen Wechseljahren, nach Abenteuern, Segel-Weltmeisterschaften, reichlich Reisen und 20 Jahren im Wohnbus oder im Hausboot nicht weiß, wohin mit seiner Energie, seiner Kreativität – und seiner Treibholzsammlung? Er eröffnet ein kleines Café in einer Seitenstraße eines urwüchsigen Stadtteils, bringt dort gewaltige, vom Meer angeknabberte Bohlen und Balken unter und macht ansonsten das, was er am besten kann: leben nach seiner Façon. Handfeste Arbeit ist kein Widerspruch. Im Gegenteil. Ehefrau Ayako, eine promovierte Indologin aus Japan, und die dreijährige Hanako können dies bezeugen.

Willkommen im „Tide“, einem Refugium für Lebenskünstler und Freigeister im Herzen Ottensens. Der Inhaber geht mit einer maßgeschneiderten Philosophie und gutem Beispiel voran. Der Untertitel der Restauration in der Rothestraße sagt alles und nichts: „Treibholz & Feinkost“. Eigentlich müssten Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen hinzugefügt werden. Diese Melange ergibt ein Flair, das in Hamburg seinesgleichen sucht. Die maritime Note ist Programm.