“Ist Frauchen ein soziales Wesen, nutzt es die Schaufel und den Besen“. Michael Herrmann kämpft mit Versen gegen die Tretminen.

Hamburg. "Es ist schon eine Tüte wert, wenn Hundchen Großes widerfährt." Dies ist einer von rund 100 Sprüchen, die Michael Herrmann zum leidigen Thema bereits zu Papier gebracht hat. Gelassen sitzt der 72-Jährige in seiner Zettelwirtschaft, muss zuweilen selbst schmunzeln, was ihm da so alles eingefallen ist. Und dass er damit sogar etwas bewirkt hat.

"Bußgelder und andere Strafen werden das Problem nicht lösen", ist der ehemalige Unilever-Mitarbeiter überzeugt. Es gebe in den Stadtteilen viel zu wenig Beamte für intensive Kontrollen. Und bei der angespannten Haushaltslage auf mehr Personal zu hoffen, sei illusorisch. "Also muss man den Hundehaltern die Problematik auf andere Weise vermitteln. Das habe ich versucht - und es hat funktioniert."

Die ersten Reime entstehen vor fünf Jahren. Wie andere Nachbarn im schönen Flottbek ärgert sich auch Michael Herrmann fast täglich über die vielen Hundehaufen auf den Bürgersteigen des Stadtteils. Besonders dramatisch ist die Situation im Otto-Siems-Weg. Die ungepflasterte Fußgängerpassage zwischen Bellmann- und Waitzstraße hat nur einen Granitbelag und ist damit ein wahres Hundeparadies. Mit dem kleinen Makel, dass sich die meisten Besitzer einen Dreck um die Haufen ihrer Vierbeiner scheren.

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Das stinkt Michael Herrmann. Er beginnt seine Gedanken aufzuschreiben. "Gereimt kommt immer gut an, das lesen die Leute eher", sagt er. Anschließend hat er die A4-Bögen in Klarsichthüllen gesteckt, gelocht, Paketband eingefädelt und dann über den Hundehaufen an den Zaun gehängt. Anfangs fallen die Verse noch ziemlich drastisch, zuweilen aggressiv aus. "Als ich mich dann aber darauf verlegt habe, meine Kritik ironischer, auch witziger zu formulieren, hingen meine Botschaften länger und länger", erinnert sich Herrmann. "Ist Frauchen ein soziales Wesen, nutzt es die Schaufel und den Besen" gehört zu seinen Lieblingsversen. Der offenbar auch bei Hundebesitzern gut ankommt. Immer mehr führen jetzt das entsprechende Equipment mit sich, um die Hinterlassenschaft ihrer Tiere sofort zu beseitigen. Für Michael Herrmann ein untrügliches Zeichen dafür, "dass Hundebesitzer mit einem Augenzwinkern eher zu bekehren sind als mit dem erhobenen Zeigefinger".

Und weil der kämpferische Poet mit seiner Lyrik erfolgreich war, will er seine Idee nun noch professioneller umsetzen. Tochter Bettina, eine Grafikerin, soll die Verse in schöner Typografie auf Postkartengröße bringen. In wetterfester Folie will Michael Herrmann sie dann bei Apotheken und Banken auslegen. Damit noch mehr Menschen ihrem Protest gegen die allgegenwärtigen Hundehaufen Ausdruck verleihen können. Wahlweise in den Postkästen der nachlässigen Gassigeher oder direkt an den berüchtigten Tatorten, bei den Tretminen selbst. Ganz nach dem Motto: "Herrchen wird wissen, hier lieg ich beschissen." Als das Abendblatt gestern einen Kontrollgang durch Flottbeks Otto-Siems-Weg wagte, gab es tatsächlich nur zwei Hundehaufen zu protokollieren. Na, wer sagt's denn.