Mit meinem Patenkind und seinem großen Bruder teste ich die besten Schwimmbäder. Dabei verlangen die beiden Jungs mir einiges ab.

Hamburg. Wasser marsch! "Phi, wir wollen schwimmen gehen, ins Wiki-Bad." Die Ansage auf dem Anrufbeantworter war eindeutig und duldete keinen Widerspruch. Schließlich kam sie von Henri und Johan, meinem dreijährigen Patenkind und seinem großen Bruder. Und was die beiden Jungs sagen, wird gemacht, diskussionslos. Sie haben mich ganz fest im Griff.

Wenig später sind wir deshalb im besagten Wiki-Bad, dem Midsommerland in Harburg. "Oh", ruft Henri aufgeregt, "da ist ein echtes Wikingerschiff!" Schnell noch Schwimmflügel angezogen, und los geht's. Heute sind außergewöhnlich viele Wasserratten in dem Bad versammelt, dementsprechend laut ist es. Was für mich an Lärmbelästigung grenzt, scheint Johan und Henri nicht zu stören. Ganz im Gegenteil, begeistert steuern sie auf das große Spaßbecken zu und haben das Wiki-Schiff bereits nach wenigen Minuten geentert.

Johan und Henri lieben es, ins Schwimmbad zu gehen. Diesen entspannten Umgang mit dem Wasser haben sie ihren Eltern zu verdanken, die keine Gelegenheit auslassen, sich im oder am Wasser aufzuhalten. "Damit machen sie es genau richtig", sagt der Sprecher der DLRG, Martin Janssen. "Wassergewöhnung ist ein wichtiger Bestandteil der Erziehung in den ersten Jahren." Mit fünf Jahren sollten die Kleinen einen richtigen Schwimmkursus besuchen und ihr Können dann beim Schulschwimmen weiter ausbauen, rät Janssen. Der Experte wird nicht müde zu betonen, welche Vorteile Schwimmen für Kinder hat. "Es ist verglichen mit anderen Sportarten sehr gesundheitsfördernd, denn es belastet weder Gelenke noch Knochen", sagt er. Das zeige auch die Tatsache, dass es für Reha-Maßnahmen eingesetzt werde.

Der fünfjährige Johan will in diesem Sommer schwimmen lernen. "Guck mal, Phi, wie ich schon tauchen kann", sagt er stolz und steckt den Kopf unter Wasser. Sein kleiner Bruder ist vorsichtiger. Er lässt sich durch das tiefere Becken ziehen und achtet darauf, bloß nicht zu viel Wasser ins Gesicht zu bekommen. Schwierig in einem Schwimmbad. "Ich mag das nicht", lautet sein trockener Kommentar, wenn ich ihn provoziere und nass spritze. Es dauert nicht lange, und Henri ist wieder in dem flachen Becken und probiert Rutsche, Wasserpistole und andere Spielzeuge aus.

Auch Jürgen Unkelbach, Sportlehrer und Schwimmtrainer, wirbt dafür, die Kinder möglichst früh an das Wasser zu gewöhnen. Dafür würden sich Spaßbäder mit ihrem vielfältigen Spielangebot gut eignen. "Und beim Toben im Wasser brauchen Eltern, Großeltern oder Freunde auch nicht ängstlich zu sein, es schadet nicht, wenn der Kopf der Kleinen mal unter Wasser kommt", sagt Unkelbach, der in Hamburg das Schwimmlernprogramm für Bäderland konzipiert hat.

Je häufiger man abtaucht, desto besser. Johan, Henri und seine Patentante nehmen deshalb schon eine Woche später Kurs auf das Parkbad in Volksdorf. Hier ist ein Taka-Tuka-Land aufgebaut. Ein Wal dient als Rutsche, aus den Armen eines Kraken spritzt Wasser, eine Schildkröte liegt im flachen Wasser und ein großes Piratenschiff will geentert werden. Die Jungs sind begeistert. Interessiert beobachtet Johan aber auch die Schüler aus Volksdorf, die an diesem Morgen im Bad ihren Schwimmunterricht haben und vom Sprungturm springen. "Das mache ich auch bald", sagt er stolz.

In Hamburg haben alle Schulkinder Schwimmunterricht. Zwischen 23.000 und 25.000 Jungen und Mädchen nehmen in der Hansestadt jährlich am Schulschwimmen teil, seitdem die Bäderland GmbH 2006 den Schulschwimmunterricht übernommen hat. Heute lernen mehr Kinder in Hamburg schwimmen als noch vor einigen Jahren, heißt es bei Bäderland. Unterrichtsausfälle gebe es nicht mehr. Die Folge: "In keinem anderen Bundesland lernen so viele Kinder - sowohl in der Schule als auch in der Freizeit - nach einem vorgegebenen Unterrichtskonzept schwimmen wie in Hamburg", sagt Kirsten Morisse, Sprecherin von Bäderland. Auch mir wird bei diesen Ausflügen mit Johan und Henri schnell klar, wie wichtig es ist, dass Kinder möglichst früh schwimmen lernen. Dennoch ist ein Schwimmbad-Besuch ganz schön schlauchend, stelle ich schnell fest. Und das nicht wegen der beiden Jungs, nein, wegen der Verantwortung, die ich trage. Als Johan mich bittet, doch eine Weile in dem kleinen flachen Becken auch ohne Schwimmflügel spielen zu können, wird es erst richtig anstrengend. "Die stören, und ich bin doch schon groß", sagt er überzeugend. Jetzt kann ich die beiden wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen.

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Doch all diese Anstrengung, all meine Vorurteile gegenüber den schmuddeligen Schwimmbädern sind vergessen, als ich zwischen den Jungs auf dem Rücksitz eingeklemmt zurück nach Hause fahre. "Das war schön, Phi, davon werde ich heute Nacht sicherlich träumen", sagt Johan glücklich und lehnt seinen kleinen Kopf an meine Schulter. Henri strahlt mich von der anderen Seite an. Die beiden wissen gar nicht, wie glücklich sie mich gemacht haben in diesen Stunden in den Spaßbädern der Stadt. Auch wenn ich anschließend ziemlich kaputt bin. Aber zur Entspannung kann ich mich ja zu Hause aufs Sofa legen und einen Film gucken. "Findet Nemo" zum Beispiel.

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