Vor der Geburt unserer Kinder hätte ich es nie für möglich gehalten, dass einen ein Dreijähriger abgrundtief blamieren kann. Seit jenem Sommertag in unserem Kindergarten in Winterhude weiß ich es besser. Im Morgenkreis wollte die Erzieherin wissen, was die lieben Kleinen unbedingt in den Urlaub mitnehmen möchten. Nicole nannte ihre Lieblingspuppe, Anthony seinen Traktor, Robert den verknuddelten Lieblingshasen. Dann kam Hannes an die Reihe, mein kleiner Sohn. Er überlegte, murmelte dann: "Ne Flashe Pier.". Was übersetzt heißt: "eine Flasche Bier".

Als mir die Kindergärtnerin beim mittäglichen Abholen kichernd die kleine Episode erzählte, konnte ich ihren Sinn für Humor nur sehr bedingt teilen. Meine stotternde Einlassung, dass meine Frau und ich uns nur ab und an daheim ein Gläschen Wein zum Abendessen gönnen, muss so glaubwürdig gewirkt haben wie das erste Clinton-Dementi in der Lewinsky-Affäre. Ich denke, dass ich seitdem abgestempelt bin. Als herzloser Vater, der seinen Sohn in den Kindergarten steckt, um sich morgens in Feinripp- Unterhemd und Jogginghose die Trash-Talkshows bei den Privaten schön zu trinken. Natürlich habe ich Hannes gefragt, was er sich um Himmels willen dabei gedacht hat. "Flashe pier?", fragte er verständnislos zurück, "Papa, was meinst du?" Nein, frühkindliche Assoziationsketten werde ich nie verstehen.