Bissfester Spargel mitten in Billstedt: Im Öjendorfer Landhaus an der Archenholzstraße 79 wird schmackhafte, gutbürgerliche Küche angeboten.

Es ist Spargelzeit. In Deutschland gibt es 180.000 Restaurants, grob geschätzt. Wahrscheinlich kann man in jedem von ihnen jetzt Spargel essen. Mindestens. Bestimmt kocht auch jeder Deutsche zurzeit jeden Tag Spargel. Morgens, mittags, abends.

Grünes Billstedt

Ich will heute Spargel essen, aber nicht selbst kochen, deswegen fahre ich mit der U-Bahn nach Billstedt. An der Merkenstraße steige ich aus und laufe aufs Geratewohl Öjendorfer Straßen entlang, typische Backsteinzeilen, umrahmt von Grün. Hoppla, da wetzt ein Eichhörnchen den Baum hoch. Wie das wohl schmecken mag?

Pfui, schändlicher Gedanke!

Selbstgemachte Sauce

Ich bestrafe mich selbst und bestelle im Öjendorfer Landhaus, das plötzlich vor mir auftauchte, Spargel Natur ohne Schinken. Auf Sauce Hollandaise möchte ich freilich nicht verzichten, vielleicht folgt deshalb die nächste Strafe auf dem Fuße: Ich verbrenne mir den Mund beim ersten Biss. Aber da kann der Koch nichts für, man muss ja nicht so gierig sein. Der Spargel ist bissfest und überhaupt nicht holzig, da hat der Mann in der Küche richtig gute Arbeit geleistet. Er kommt jetzt aus dem Restaurant (Backstein!), um hinter dem Haus eine zu rauchen. Rührenderweise sagt er, ohne dass ich ein Wort zur Soße gesagt habe, die sei garantiert selbst gemacht. Auf keinen Fall ist da irgendein Verstärker aus der Packung dabei!

Wäre ich auch nie drauf gekommen. Die Portion ist ordentlich, die Apfelschorle genau richtig abgemischt – nicht zu süß. Der Spargel kostet 14,90 Euro, und das zahle ich allein deshalb schon gerne, weil es hier in Öjendorf so himmlisch ruhig ist. Das könnte auch daran liegen, dass ich um diese Uhrzeit (halb sechs) beinah der einzige Gast bin. Drinnen sitzt niemand, das sieht ein bisschen traurig aus, weil an jedem Tisch Gedecke aufgetragen sind. Da könnte man jetzt Überlegungen anstellen, vielleicht „Über die Melancholie der unbenutzt vereinsamenden Serviette“.

Kleine Terrasse, es gilt: mehr Sein als Schein

Man kann sich aber auch einfach draußen hinsetzen, obwohl das eben eine klitzekleine Schwachstelle des Landhauses ist: Die Terrasse ist nicht sonderlich groß. Am anderen Tisch sitzt Billstedt, Pardon: sitzen zwei Gäste. Kurzbehost und tätowiert. Billstedt ist nicht überkandidelt, nicht etepetete, nicht cool. Billstedt ist Sein, kein Schein, und der Spargel schmeckt gut.

Creme Brûlée mit Zuckerkruste vom Franzmann

Im Öjendorfer Landhaus gibt es gutbürgerliche Küche. Ein 200-Gramm-Rumpsteak mit Bratkartoffelsalat, Jus und Knoblauchbaguette (knapp 21 Euro) steht hier genauso auf der Speisekarte wie Geschnetzeltes vom Kalb mit Zwiebeln, Champignons und Butterspätzle (16 Euro) und Hamburger Pannfisch vom Rotbarsch mit Bratkartoffeln und Senfsauce (16 Euro). Und bei den Nachtischen Pudding... nee, stimmt gar nicht, ups. Im Öjendorfer Landhaus gibt es als Nachtisch tatsächlich die gute, alte Creme Brûlée vom Franzmann, die „unter der Zuckerkruste mit Früchten“. Während ich noch überlege, ob der Begriff „Franzmann“ eigentlich böse ist (ist er nicht: früher gebrauchte man ihn abfällig, ja, aber heute: rein scherzhaft), sagt die Chefin vom Ganzen, dass vorhin noch, beim Mittagstisch, ganz schön viel los war. Und abends? „Das kann man nicht immer abschätzen, kann sein, dass gleich richtig viele Leute kommen.“

Das wäre dem Öjendorfer Landhaus tatsächlich zu wünschen. Nächstes Mal nehme ich den gratinierten grünen Spargel mit Schinkenwürfeln.

Öjendorfer Landhaus, Archenholzstraße 79. Öffnungszeiten Montag, Dienstag, Donnerstag, Sonntag 11.30 bis 21.30 Uhr, Freitag und Sonnabend 11.30 bis 22.30 Uhr, Mittwoch Ruhetag. Für Fans von: Deftig & Fein, Landhausküche & Spargel, Ruhe, Backstein und Tattoos

Das Öjendorfer Landhaus im Internet

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