Wie aus einem Versehen Champagner das edelste Getränk der Welt wurde.

Wenn es irgendein Getränk gibt, das schon vor dem Genuss Exklusivität und Glamour verströmt, dann ist das Champagner. Zu ihm greift man, wenn man den festlichen Charakter der Zusammenkunft betonen möchte, beim gemeinsamen Weihnachtsfest oder zum Jahresausklang.

Dabei beginnt die Geschichte des Champagners mit einem Versehen. Denn die Bläschen entstanden ursprünglich zufällig, galten als Manko, nicht als Qualitätsmerkmal. Zumindest bei den Franzosen. Die Engländer hingegen sind schon im 17. Jahrhundert auf den Geschmack gekommen, verlangten stetig nach mehr.

Und so begannen die Winzer zu experimentieren. Heraus kam die Flaschengärung. Wein - damals wie heute zumeist eine aus bis zu 40 verschiedenen Sorten komponierte Cuvée - wird mit Hefe und Zucker versetzt und in Flaschen gefüllt. Die Hefe verarbeitet den Zucker zu Alkohol. Und zu Kohlensäure, die für das Prickeln genauso wie für erschwerte Arbeitsbedingungen sorgt.

Vor der industriegenormten Glasherstellung war das Rütteln und langsame Senkrechtstellen der Flasche, durch das sich die Hefe im Flaschenhals sammelt, damit man sie entfernen kann, keine ungefährliche Angelegenheit. Zu dünne oder fehlerhafte Flaschen hielten dem Druck von bis zu sechs Bar nicht immer stand und explodierten. Im schlimmsten Fall sorgten die umherfliegenden Splitter für eine Kettenreaktion, die große Teile der Produktion vernichten konnte.

Trotzdem hörten die Champagnerhäuser nicht auf, die edlen Tropfen herzustellen. Wie zum Ausgleich für die mit Gefahr für Leib und Leben verbundene Produktion setzten sie schnell auf ein Marketingkonzept, das bis heute wirkt: Die ersten Großabnehmer waren die europäischen Adelshäuser. Die Winzer warben nicht nur mit ihrer gekrönten Kundschaft und verstanden es so, dem Getränk einen Beigeschmack von Grandeur und Exklusivität zu verleihen. Auch den Namen für die komplizierte Herstellung ließen sich die findigen Geschäftsleute als "méthode champenoise" schützen.

Die Mischung aus komplizierter Herstellung, hoher Qualität und genialer Eigenwerbung trägt zum Ruf des Champagners genauso bei wie zu seinem Preis. Während eine Flasche Sekt ohne Weiteres für fünf Euro oder weniger zu haben ist, kostet noch der günstigste Champagner vom Discounter fast das Dreifache.

Dafür befindet man sich in der ideellen Gesellschaft von Adeligen, Staatsmännern und anderen Berühmtheiten, wenn man das neue Jahr, Beförderungen, Weltmeistertitel, Wahlsiege oder Geburtstage mit Schaumwein aus der Champagne feiert. Foto: dpa

Verkostung von Prosecco bis Champagner